BR Fernsehen

nachtlinie extra Zu Besuch in der Bayreuther Synagoge

Von links: Felix Gothart, Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde in Bayreuth erklärt Andreas Bönte den Frauentrakt in der Bayreuther Synagoge. | Bild: BR

Dienstag, 09.02.2021
23:35 bis 00:05 Uhr

BR Fernsehen
Deutschland 2021

Moderation: Andreas Bönte

Die nachtlinie extra ist zu Besuch in der Bayreuther Synagoge. Sie ist nicht nur die älteste Synagoge in Deutschland, die noch benutzt wird. Das Gotteshaus erzählt auch außergewöhnliche Geschichten.

Erstaunlicherweise überlebte das Gebäude die Nazizeit, obwohl Hitler, der Richard-Wagner-Verehrer, in Bayreuth ein und ausging und Häuser, die Juden gehörten, abreißen ließ wie es ihm gefiel.

Sie überlebte auch die Zerstörung durch die Nazis während der Novemberpogrome 1938 und wurde nicht wie andere Synagogen angezündet und niedergebrannt. Die Nazis befürchteten, dass das Nachbargebäude, die Oper, sonst auch Feuer fangen würde. Sie stürmten aber das Gotteshaus und verwüsteten und zertrümmerten alles innen. Die 28 Torarollen wurden entwendet, Ritualgegenstände verschwanden spurlos.

Das Gebäude war 1714, ursprünglich als „Markgräfliche Comödie“ gebaut worden. Im Jahr 1760 kaufte der sogenannte Hofjude Moses Seckel, der ein freundschaftliches Verhältnis zum Markgrafen Friedrich pflegte, ihm dieses Haus ab und bekam die Erlaubnis, eine Synagoge einzurichten. Aus dem Theater wurde ein Gotteshaus.

Eine sensationelle Geschichte der Synagoge ist der Fund bei Renovierungsarbeiten 2009. Unter den Brettern des Dachbodens verteilt, stießen Handwerker auf eine Genisa, ein Hohlraum zur Aufbewahrung jüdischer, liturgischer Schriften. Es waren 8000 Fundstücke. Im Judentum müssen solche Schriften beerdigt oder dem natürlichen Verfall überlassen werden. Daher waren sie im Dachboden in der Genisa verstaut worden: bis zu 250 Jahre alte Schriften, darunter Zettel mit kabbalistischen Sprüchen oder Wünschen, wie man sie in die Klagemauer steckt.

Felix Gothart, Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde in Bayreuth führt Andreas Bönte durch die Synagoge und spricht über die lebendige Geschichte der Gemeinde. Er erklärt Grundlagen des Judentums, zeigt die Mikwe - das rituelle Tauchbad, das zu den reinsten Europas zählt – und packt ein paar Fundstücke aus der Genisa aus.

Redaktion: Helge Freund

Mit Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben, die aus ihrem bewegten und bewegenden Leben erzählen, möchten wir diesen Moment erleben - in einer Situation, in der man die Gedanken auf eine besondere Weise schweifen lassen kann: in einer Trambahn, die uns durch das Herz einer Stadt führt.

In der Sendung "nachtlinie" des BR Fernsehen setzt Andreas Bönte eine sehr persönliche, offene Gesprächskultur fort.