Schöner Wohnen für Alle Messestadt München Riem
Dienstag, 24.05.2022
22:45
bis 23:30 Uhr
- Untertitel
- Video bereits in der Mediathek verfügbar
BR Fernsehen
Deutschland
2015
Als der Münchner Flughafen von Riem nach Erding verlegt wurde, stand den Münchner Stadtplanerinnen und Stadtplanern ein riesiges, unverbautes Areal zur Verfügung, auf dem sie eine Musterstadt am Reißbrett entwickeln konnten. Urban und städtisch sollte das neue Quartier am südöstlichen Stadtrand Münchens sein. Gleichzeitig aber auch grün und dem neuesten Stand des ökobewussten Zeitgeists entsprechend. Auf jeden Fall sollten die Fehler der Vergangenheit vermieden werden – gesichtslose Trabantenstädte ohne Infrastruktur.
Anders als bei Neuperlach waren Schule und U-Bahnstation fertiggestellt, bevor 1999 die ersten Bewohner einzogen – in Sozialwohnungen, Eigenheime und Wohnbau-Genossenschaften. Eine Mischung, die helfen sollte, soziale Spannungen zu vermeiden. Hochhäuser gibt es in Riem nicht, dafür den ehemaligen Buga-Park. Eine weitläufige Grünanlage, die jeder Messestädter zu Fuß erreichen kann. Heute leben rund 12.000 Menschen in der Messestadt (2014) und es macht sich Ernüchterung breit: Kritiker beklagen die fantasielose Architektur und die Bewohnerinnen und Bewohner sind unzufrieden, weil sie zwar ein schickes Einkaufszentrum, aber keine kleinen Läden und Restaurants inmitten der Wohnblöcke haben. Alarmiert waren die Münchner zusätzlich, als eine Studie vor sozialer Schieflage im neuen Stadtteil warnte, da überproportional viele Menschen mit Migrationshintergrund hier wohnen.
Das Filmteam begleitet die für die Messestadt verantwortliche ehemalige Münchner Stadtbaurätin Christiane Thalgott durch "ihren" Stadtteil, konfrontiert sie mit der Wirklichkeit des weit in die Zukunft geplanten Quartiers und fragt ihre Nachfolgerin, Elisabeth Merk, nach dessen Entwicklungschancen. Aber auch Architekturkritiker Gerhard Matzig und die Professorin für Städtebau an der TU München, Sophie Wolfrum, erläutern, warum zwischen dem gutem Willen der Planenden und den tatsächlich gebauten Blocks oft Welten liegen.
Bewohnerinnen und Bewohner gewähren Einblick in ihren Alltag in den verschiedenen Wohnsituationen – im gemieteten Reihenhaus, in der geförderten Eigentumswohnung, in einem sozialen Wohnbauprojekt und in einem genossenschaftlichen Wohnexperiment. Und obwohl all diese Messestädter ihr neues Wohnquartier auch kritisch sehen, leben sie gerne hier.
Redaktion:
Stefanie Baumann