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Unter unserem Himmel Bayerns erstes Arche-Dorf – Kleinwendern erfindet sich neu

Kleinwendern: Thüringer Wald Ziege | Bild: BR/Julia Hofmann

Nacht auf Montag, 08.07.2024
03:45 bis 04:25 Uhr

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2023

Der kleine, abgelegene Ort im Fichtelgebirge schützt nicht nur vom Aussterben bedrohte alte Nutztierrassen, sondern steht zugleich für ein einzigartiges bürgerschaftliches Gemeinschaftsprojekt. Gerade mal 80 Einwohner zählt Kleinwendern. Vor einigen Jahren drohte der Ort auszusterben. Dann startete ein Rettungsprojekt. Eigentlich ging es zunächst um eine kleine Herde des Roten Höhenviehs, auch "Keltenvieh" genannt. Die Tiere prägten jahrhundertelang das landwirtschaftliche Kulturbild in der Region. Die Rinder waren zwar optimal für das raue Klima des Fichtelgebirges, aber konkurrenzlos im Vergleich zu Hochleistungsrassen. Dem Rotvieh und damit einem Teil der heimischen Artenvielfalt drohte das Aus. Als der Naturpark Fichtelgebirge nach Wegen suchte, die Rasse vor dem Aussterben zu retten, erklärte sich Rudi Küspert bereit, in seinem Heimatdorf Kleinwendern das Rote Höhenvieh wieder anzusiedeln. Das war der Anfang von einem Wandel in der kleinen Fichtelgebirgsgemeinde. Mittlerweile züchten die Kleinwendener, zum Teil gemeinschaftlich, elf Rassen mit rund 215 Tieren und der Ort wurde von der Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen als Arche-Dorf anerkannt – als eines von insgesamt zwei Arche-Dörfern bundesweit. Bis auf Rudi Küspert ist keiner der Tierhalter Landwirt. Mit den alten Nutztierrassen blühte auch die Dorfgemeinschaft wieder auf. Nur weil alle zusammenhelfen, ist die Pflege der Tiere neben Vollzeitjobs in Behörden und Unternehmen zu stemmen. Das schweißt nicht nur zusammen, sondern macht auch attraktiv. Leerstand gibt es keinen mehr in Kleinwendern. Junge Familien sind wieder zugezogen, es wird miteinander gefeiert, das Dorf verschönert und mit viel Elan Pläne für die Zukunft geschmiedet.

Autor/Autorin: Julia Hofmann, Rika Momeni
Redaktion: Kerstin Dornbach