Unter unserem Himmel Frühling im Vinschgau

Im Vinschgau tragen jedes Jahr am ersten Sonntag in der Fastenzeit, am „Kassunnti“, die Kortscher Bauernburschen Stroh und durchbohrte Birkenscheiben hinauf zum „Schatz Knott“. Sobald es dunkel ist, legen sie die Birkenscheiben so lange ins Feuer, bis sie glühen, dann schleudern sie sie mit einem langen Stock als Funken sprühende kleine Sonnen hinunter ins Dorf. Für jedes Haus segelt eine Scheibe in die Nacht.

Acht Wochen später sind die Wiesen am Sonnenberg über Kortsch und Schlanders grün. Aber Regen ist keiner in Aussicht, und der Wind weht stetig. So trocknen die Böden schnell aus. Der Vinschgau ist eine inneralpine Trockenzone. Seit jeher ist im Vinschgau Landwirtschaft nur durch künstliche Bewässerung möglich.

Die Bauern leiten deshalb einen Teil des Wassers, das die Bergbäche führen, in kleinen Kanälen auf ihre Wiesen. Diese „Waale“, die über Felsen und Abgründe führen, müssen jedes Jahr gesäubert und teilweise erneuert werden. Die Bauern arbeiten oft wochenlang, bis das Wasser wieder ihre steilen Wiesen am Berg erreicht. Auch die vielen Apfelbauern unten im Tal brauchen das Wasser ebenso wie der Bäcker Andreas Pilser, der einen Teil des Getreides für seine „Vinschgerl“ selber anbaut.

Autor/Autorin: Josef Schwellensattl
Redaktion: Yvonne Belohlavek