DokThema Sozialwohnung - Fehlanzeige
Mittwoch, 20.04.2016
22:00
bis 22:45 Uhr
- Untertitel
BR Fernsehen
Deutschland
2016
Sie sind obdachlos, alt, behindert oder alleinerziehend - in jedem Fall aber arm: Menschen, die auf eine Sozialwohnung warten. 35.000 sind es derzeit allein in Bayern. Durch anerkannte Flüchtlinge kommen dieses Jahr noch einmal mindestens 3.000 Wohnungssuchende dazu. Ein lange vernachlässigter Missstand wird so deutlich: Es gibt viel zu wenige Sozialwohnungen!
Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Bestand geförderter Wohnungen in Bayern halbiert, von 250.000 im Jahr 1999 auf 130.000 im Jahr 2014. Der Grund: Sozialwohnungen fallen nach einigen Jahren aus der Sozialbindung, danach regelt der freie Markt die Mietpreisgestaltung. Und neue Wohnungen wurden viel zu wenige gebaut. So kamen im Jahr 2014 in Bayern zwar 2.400 neue Sozialwohnungen dazu, aber 4.320 Wohnungen verloren zur gleichen Zeit ihre Sozialbindung.
Bund und Länder haben dieses Versäumnis erkannt und versuchen mit Fördermaßnahmen und frischem Geld den Sozialwohnungsbau zu beleben. Der Freistaat Bayern hat medienwirksam den „Wohnungspakt Bayern“ verkündet, mit verschiedenen Programmen sollen bis 2019 rund 30.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden.
Der Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen begrüßt dieses Paket. Aber er ist sich auch sicher: In drei Jahren ist das auf keinen Fall zu schaffen. Experten wie das Pestel-Institut in Hannover sehen die Notwendigkeit, bundesweit jährlich bis zu zehn Milliarden in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, um den Bedarf decken zu können.
Im der Dokumentation wird gezeigt, wie die Politik den sozialen Wohnungsbau in den vergangenen 20 Jahren systematisch vernachlässigt hat und die Verantwortlichen werden benannt. Gezeigt werden die Geschichten von Betroffenen; von Kommunen, die überfordert sind; von Konflikten, wenn „Einheimische“ und Flüchtlinge um geförderte Wohnungen buhlen; von Investoren, die gerne bauen möchten, aber keine Grundstücke bekommen. Und von Lösungsmöglichkeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Dabei kommen die Vertreter von kleinen Gemeinden in Niederbayern genauso zu Wort wie die von großen Ballungszentren wie Nürnberg, der Großstadt mit den meisten armen Menschen in Bayern, und nicht zuletzt diejenigen, die seit Jahren auf eine Wohnung warten.
Regie:
Thomas Hauswald
Redaktion:
Eva Herzum
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