Rauhnächte Zeit der Geister, Perchten und Dämonen
In der Adventszeit sind die Nächte noch ruhig und friedvoll, doch spätestens ab dem 1. Weihnachtsfeiertag wirds in der Dunkelheit ungemütlich: Geister, Perchten und Dämonen treiben in den Rauhnächten ihr Unwesen und suchen die Menschen heim ...
Die Rau(c)hnächte gelten von jeher als die geheimnisvollste Zeit des Jahres: dunkel, kalt und eben rauh kommen sie daher. Und wenn dann noch der eisige Wind um die Häuserecken pfeift und heult, ist der Weg zum Geisterglauben nicht mehr weit.
Wenn die wilde Jagd beginnt
Insgesamt gibt es zwölf "heilige Nächte” bzw. Rauhnächte. Meist gilt die Nacht vom 25. auf den 26. Dezember als die Erste, die vom 5. auf den 6. Januar als die Letzte. Früher begann die Zeit, in der besondere Dinge vor sich gehen und die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits durchlässiger sind, bereits am 21. Dezember zur Wintersonnwende in der Thomasnacht. Sie endete ebenfalls an Heilig-Drei-König, da Sonn- und Festtage von den Rauhnächten ausgenommen waren.
Zwischen den Jahren
Die Rauhnächte fallen also in die Zeit "Zwischen den Jahren". Aber warum gerade dann - und woher stammt dieser Begriff überhaupt? Hier kommt der Mond ins Spiel, beziehungsweise der germanische Mondkalender. In dem hat das Jahr 12 Monde. Und die entsprechen nicht unseren 12 Monaten mit 365 Tagen sondern sind nur 354 Tage lang. Um ein Sonnenjahr voll zu machen, fehlen also 11 Tage - oder eben 12 Nächte - die als "tote Tage" eingeschoben wurden.
Perchten & Co - Mythologie und Brauchtum in den längsten Nächten des Jahres
Zur Mitte der Rauhnächte, nämlich zu Silvester, sollte Wotan mit den Toten zur wilden Jagd aufbrechen. Denn in dieser Zeit steht nach altem Volksglauben das Geisterreich offen. Die Geister und die Seelen der Verstorbenen haben Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der wilden Jagd durch die Lande ziehen. Stalltiere sollen um Mitternacht die menschliche Sprache sprechen und über die Zukunft erzählen. Das ist spannend, hat aber leider einen Haken: Menschen, die diese Tiere sprechen hören, haben nicht mehr viel davon, denn sie sterben unmittelbar danach.
Nach altem Volksglauben sind die Rauhnächte auch zum Erstellen von Orakeln sehr geeignet. An Silvester wird dieser Glaube in Form des Bleigießens bis heute gepflegt.
Auch die Perchten haben schon so manches Jahrhundert überdauert. Zwei Arten gibt es von ihnen: die „guten“ Schönperchten, und die „bösen“ Schiechperchten. "Chefin" Frau Percht und ihre Genossen sind hauptsächlich im bayerisch-österreichischen Alpenraum unterwegs. Und auch in Südtirol und der Oberpfalz treiben sie ihr winterliches Unwesen. In Rauchwaren - also in Pelze und Felle - gehüllt, mit Schellen bewaffnet und mit meist finsteren (Tier-)Masken auf dem Kopf, ziehen sie lärmend durch die Straßen der Gemeinden, und lehren Kindern das Fürchten. Die Perchtenläufe erfreuen sich großer Beliebtheit und manch einer zieht alljährlich tausende Besucher an. Mittlerweile vermengt sich der Perchtenbrauch aber auch mit einem anderen Brauch aus der Alpenregion: dem Krampuslaufen.
Kleines Perchten-Who's Who
Frau Percht
Janusköpfig kommt Frau Percht daher: Die zentrale Figur der Perchtenläufe ist vorne Sonne und hinten Teufel (in manchen Regionen auch andersherum). Manche deuten sie als Personifikation der nordischen Göttin Frigg (Gattin des Odin und Patronin Ehe ) oder der germanischen Göttin Freya (Göttin der Fruchtbarkeit), der Ursprung der Figur ist also umstritten.
Teufel
Zentrales Motiv des Perchtenbrauchs ist die Dualität von Tag und Nacht, Leben und Sterben, Gut und Böse. Diese Dualität wird symbolisiert durch Frau Percht und gemeinsam auftretende, gegensätzliche Charaktere. Der Teufel ist mit Abstand der "schiachste" Percht. Seine Aufgabe ist es, die Mädchen in die Arme der Schönperchten zu treiben.
Schönpercht
Schönperchten stehen zumeist für das Leben, das Licht und die Ordnung. Oft begleiten sie die Musikperchten und machen nicht weniger Lärm als diese. Sie versinnbildlichen auch den Frühling, die Fruchtbarkeit und die Wärme.
Musiker
Mit Trommeln, Kuhglocken und Blasinstrumenten sollen, so sagt's jedenfalls der Brauch, böse Geister und der Winter ausgetrieben werden. Im Aussehen unterscheiden sich die Perchten sehr, doch alle haben eine Glocke.
Tänzer
Mit dem Tanz sollen das Böse ausgetrieben und das Gute gebunden werden. Die Tänzer hüpfen, wirbeln und fegen durch die Straßen. Im Zentrum ihres Tanzkreises steht meist Frau Percht.
Schlenzer
"Schlenzer" und Schnabelperchten sind eng verwandt. Die "Schlenzer" erschrecken und ärgern Zuschauer, sammeln Geld oder versuchen, Gegenstände zu stibitzen.