Rollerfahren Glück auf zwei Rädern
Wer einmal einen echten Roller gefahren ist, der will das immer wieder - denn Rollerfahren macht süchtig. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wir sprechen hier von richtigen Rollern: aus Blech, mit Schaltgetriebe und einem Herz, das im Zweitakt schlägt - Vespa oder Lambretta, und zwar ältere Baujahre.
Roller rückwärts - der Anfang
Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchten die Italiener ein günstiges, zuverlässiges Fahrzeug. Diesen Markt erkannte die Firma "Piaggio", die zuvor hauptsächlich Militärflugzeuge gebaut hatte. So wurden für die ersten Roller Bauteile verwendet, die von der Flugzeugproduktion noch übrig waren - daher der typische selbsttragende Blechrahmen mit den wunderbaren Rundungen. Schon das erste Modell von 1946 hatte das charakteristische "Hinterteil" einer Wespe: die "Vespa" ist geboren.
Innerhalb weniger Jahre entwickelte sie sich zum Riesen-Verkaufsschlager, nicht zuletzt bei den Damen. Denn gegenüber dem Motorrad hat der Roller einen entscheidenden Vorteil: Man muss nicht breitbeinig daraufsitzen, sondern kann ganz elegant und züchtig sogar im Rock damit fahren. Zudem ist der schmutzende Motor verdeckt und das Beinschild schützt vor dem Fahrtwind.
Die Lambretta ...
... wurde nach dem Mailänder Ortsteil Lambrate benannt.
Auch die Firma "Innocenti" mit Sitz in Mailand suchte nach dem Krieg neue Aufgaben. Dass sie zuvor unter anderem Stahlrohre hergestellt hatte, wirkte sich auf ihr Roller-Modell aus: Die "Lambretta" wurde mit einem Rohrrahmen konstruiert. Jahrelang sehr erfolgreich, musste Innocenti Ende der 60er-Jahre herbe Einbrüche verzeichnen und 1971 die Produktion der Lambretta einstellen.
Die Rettung des Rollers
Den unermüdlichen Fans von Vespa und Lambretta ist es zu verdanken, dass bis heute erstaunlich viele alte Roller auf unseren Straßen unterwegs sind. Um ihren Erhalt kämpfen Lambretta- und Vespa-Clubs. Ihre Mitglieder sammeln, restaurieren - wenn nötig - und vor allem: Sie fahren! Schließlich sind die wunderschönen Gefährte viel zu schade zum In-der-Garage-Stehen. Dabei gehören Roller zu einer bedrohten Spezies. Bedroht nicht nur vom Rost, sondern auch von Ignoranten: So hat man in Italien vor einigen Jahren eine Art "Abwrackprämie" für alte Roller eingeführt, die dafür sorgte, dass unwiederbringliche zweirädrige Schätze in der Schrottpresse landeten.
Die Rolle des Rollers in der Subkultur
Um Vespas und Lambrettas haben sich auch Jugend-Subkulturen gebildet. So erkoren die "Mods" in den 60er-Jahren die eleganten Zweiräder zum Lieblings-Accessoire neben dem hochgeknöpften Anzug und dem Parka. Um 1980 bildete sich eine weitere Jugendszene heraus: Die sogenannten "Scooterboys", die sich legerer kleideten als die Mods. Bei ihnen stand und steht ganz der Roller im Mittelpunkt, der gerne frisiert, liebevoll mit Spezialteilen ausgestattet, umgebaut oder mehr oder weniger kunstvoll lackiert wird.
Roller, Promis und Filmrollen
Katharine Hepburn
Nicole Kidman
Paul Newman
Karl-Heinz Rummenigge
Luca Toni
Snoopy
Quadrophenia
Der Kultfilm für Rollerfahrer: Quadrophenia (1979) mit Musik von "The Who". Hier prügeln sich im südenglischen Badeort Brighton die rollerfahrenden Mods mit den motorradfahrenden Rockern.
Ein Herz und eine Krone
"Roman Holiday" - die wunderbare Romanze "Ein Herz und eine Krone" mit Audrey Hepburn und Gregory Peck aus dem Jahr 1953 war der erste Film mit einer Vespa in einer wichtigen Nebenrolle ;)
Straße des Glücks
Die "Straße des Glücks" ("The happy road") entlang tanzt und fährt Gene Kelly im Jahr 1956 nach Paris - auf dem Filmplakat durfte die Vespa nicht fehlen.
Wir fahren nach Deauville
Eine wunderbare Verfolgungsjagd mit Roller gibt es in "Nous irons a Deauville" (1962) zu sehen - und außerdem Claude Brasseur und Louis de Funes!