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BR-München Bayerns grüne Bürger

Bayerns Strom soll grüner werden. Ein kühner Traum der Staatsregierung? Oder doch auch eine Möglichkeit für jeden Bürger, von der Energiewende zu profitieren?

Von: Nils Kopp

Stand: 01.11.2015 | Archiv

Wärmezähler | Bild: BR

"Wir sparen uns halt die Kosten für den Strom, den wir normalerweise bezahlen müssten, wenn wir ihn beziehen. In der Zwischenzeit sind wir sehr froh, dass wir es gemacht haben. Das geht natürlich als Kohlendioxid nicht mehr in unsere Umwelt."

Stimmen zu den alternativen Energien

Denn die Energiewende findet auch im Landkreis Mühldorf am Inn statt – dort liegt derzeit laut Landratsamt der Anteil von Erneuerbaren Energien am Energiebedarf bei immerhin 31 Prozent. Zum Beispiel durch Wasserkraft wird hier Strom gewonnen.

Für viele Stromerzeuger ist die Einspeisevergütung wichtig: eine feste Summe pro Kilowattstunde, umgelegt auf die Stromrechnungen, die somit jeder Stromkunde mitzahlt. Immerhin: In Gars am Inn haben diese Umlagen dem Wasserkraftwerk damit jetzt eine neue Turbine verschafft.

Ein Tennisverein wird zum Energieerzeuger

Auch der Tennisclub Mühldorf profitiert – Strom wird hier hauptsächlich durch deren Solaranlage erzeugt. Im letzten Jahr wurde diese Anlage errichtet; der Verein hat dafür ein Darlehen aufgenommen und rechnet zukünftig mit einem Profit von 250 Euro pro Monat. Ein Tennisverein wird zum Kleinunternehmen.

"Wenn das Darlehen finanziert ist, gehört das Geld dann quasi uns – dem Verein. Das ist dann unser Gewinn, den wir zukünftig haben."

Hans Wohlfahrt, Präsident TC Mühldorf

Auch daheim ließ sich Hans Wohlfahrt im letzten Jahr diese Module montieren. Und damit könnte er bald autark werden. Denn auch wenn die Sonne nicht scheint, nutzt er Solarstrom: Er war einer der ersten, die in eine Batterie investiert haben.

"Nachdem es im Jahr 2014 einen deutlichen Schub nach unten gemacht hat und sie ein gutes Drittel billiger geworden sind, habe ich mir das überlegt, mir auch eine Batterie anzuschaffen und damit ziemlich frei vom Fremdstrom zu sein."

Hans Wohlfahrt, Solarenergiebetreiber

Wärme für die Gemeinde mit Biogas

Und noch ein Profiteur: die Bauernfamilie Senftl in der Landkreisgemeinde Schönberg mit ihrer Biogasanlage. Einmal bekommen sie das Geld für den Strom, den sie daraus erzeugen. Zum anderen entsteht daraus Wärme – und die wird durch Rohre in die Gebäude der Gemeinde weitergeleitet. Und so kommen Umsätze zu Stande, die sich kaum jemand vorstellen kann.

"Und das sind ja irgendwo Summen, man kann irgendwo sagen, 50.000 bis 55.000 Euro im Monat."

Otto Senftl, Biogasanlagenbetreiber

Alfred Lantenhammer

Abzüglich der Ausgaben. Lukrativ ist es eben auch für die Gemeinde; die heizt jetzt deutlich günstiger als zuvor.

"Wir bezahlen jetzt sieben Cent pro Kilowattstunde und umgerechnet Heizöl mit den Nebenkosten. Mit dem Kaminkehrer ist man bei weit über zehn Cent pro Kilowattstunde. Also würde ich sagen: 30 Prozent sparen wir uns an den Heizkosten schon."

Alfred Lantenhammer (CSU), Bürgermeister Schönberg

Und auch sie gehören zu den Gewinnern im Landkreis: Die Firma Schletter erstellt Montagesysteme für Solarmodule und beschäftigt heute rund 700 Mitarbeiter. Im Jahr 2000 waren es nur 80. Auch die Firma Fliegl hat rechtzeitig den Markt für Biogasanlagen erkannt und seit 2004 eine neue Abteilung dafür erschaffen. Eine neue Ökowirtschaft konnte so entstehen.

Schlechte Zeiten für die Einspeiser?

Franco Andolfo

Die großen Firmen profitieren. Doch die kleinen Unternehmen weniger, zumindest nach den letzten Gesetzesänderungen bei den Einspeisetarifen, meint Franco Andolfo, Energiemanager beim Landratsamt:

"Der Anreiz für private Kleingewerbe besteht nicht mehr, stark Photovoltaik auszubauen. Es wird zunehmend interessant, den Eigenbedarf zu forcieren. Und damit scheiden Firmen, die zu viel übrig haben und ins Netz einspeisen wollen, eigentlich aus."

Franco Andolfo, Energiemanager Landratsamt Mühldorf am Inn

Dennoch: auf ganz Bayern hochgerechnet liegt bei der Stromerzeugung der Anteil an Erneuerbaren Energien derzeit bei knapp 35 Prozent – und dürfte auch weiter steigen, je mehr Bürger ihre Gewinnmöglichkeiten darin auch erkennen.


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