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BR Der schwimmende Tante-Emma-Laden

Der gute alte Tante-Emma-Laden…. Heute ist er eine Rarität geworden. In Würzburg aber gibt es sogar einen schwimmenden Gemischtwarenladen – betrieben von der Mainschifffahrts-Genossenschaft.

Von: Christina Haas

Stand: 18.03.2018 | Archiv

Das Schiff von Klaus Philipp | Bild: BR

Klaus Philipp

Licht an – Leinen los: Sieben Uhr morgens legt ein Fisch ab: ja, einer der anpacken kann - mit kräftigen Armen. Klaus Philipp ist von Sternzeichen Fisch und sein Opa besaß bereits eine Bunkerstation, quasi einen schwimmenden Tante-Emma Laden mit einem mobilen Boot, das Tag und Nacht einsatzbereit ist. Klaus Philipp weiß nie was der Tag bringt:

"Der kann mal ganz ruhig angehen, der kann auch mal von der ersten Minuten an auch hektisch sein, weil Schifffahrt und Termine sind eigentlich zwei Dinge, die nicht zusammen passen."

Klaus Philipp

Max schiebt mit dem Chef heute die Frühschicht. Sie haben das Schiff erreicht, das von ihnen betankt werden will. Die Reise soll noch bis Rotterdam gehen. 5000 Liter pumpt das sogenannte Bunkerboot innerhalb von zehn Minuten rüber – während der Fahrt. So geht keine wertvolle Zeit verloren.

Nach fast 40 Berufsjahren auf dem Wasser weiß der Chef, worauf es ankommt:

"Die Jungs sind mal ganz froh, wenn man das Geschäftliche abgehandelt hat, wenn man auch mal ein privates Pläuschchen machen kann. Die haben ja auch nicht so viel Ansprache auf dem Schiff."

Klaus Philipp

Nach einer Stunde ist das Bunkerboot wieder zurück bei der Basis, am Würzburger Flusshafen. Erst mal drinnen, fällt es gar nicht mehr auf: dieser Gemischtwarenladen schwimmt auf dem Wasser.

"Morgen, Männer! Morgen! Max, wir müssen dann das Öl noch auffüllen… und wie sieht´s aus, die Lage? Kommt noch bisschen was."

Klaus Philipp

Von hier aus managt Klaus Philipp mit vier Mann den Laden; und der hat von Farbe über Pinsel bis hin zu Lukenklampen, zum Sichern der Fracht, so gut wie alles zu bieten, was Schiffe und deren Besatzung eben so benötigen.

"Es kommen mal Anrufe; dann sagt einer: ‚Du mir ist das Brot ausgegangen: Könnt ihr mir nicht eine Stulle Brot irgendwo besorgen oder auch mal ein bisschen Wurst? Oder dann kommt der nächste, sagt: 'Ich brauche unbedingt eine Satellitenschüssel; die hab ich heute Nacht an der Brücke abgefahren.'"

Klaus Philipp

Nicht nur im Laden wird verkauft. Ein weiteres Schiff kauft im Vorbeifahren ein: da muss jeder Handgriff sitzen.

"Es ist so exotisch, ja: mit einem Laden auf dem Wasser, der schwimmt, und auch noch ein kleinerer, der wegfahren kann, also das ist schon faszinierend. Also, da werden wir vielfach drum beneidet, um diesen Arbeitsplatz, ja."

Klaus Philipp

Und Klaus Philipp könnte sich keinen schöneren vorstellen. Schließlich ist er auf einem Ladenschiff groß geworden. Sein Vater hat ihn schon früh mitgenommen:

"War natürlich interessant für einen Jungen: das war ja Abenteuer und ich hab da festgemacht und alles. Und dann war das oft dann so, dass dann die Schiffleute, wo wir hingefahren sind, die haben dann zu ihren Matrosen gesagt: 'Guck Dir mal den kleinen Jungen an: der kann ja besser festmachen wie du! Ha!'"

Klaus Philipp

Und draußen macht Max schon wieder das Boot startklar.

"365 Tage, ja. Also egal, ob Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Silvester, Neujahr: wir sind immer da. Und es geht schon wieder weiter."

Klaus Philipp

Ein Flusskreuzfahrtschiff hat sich per Funk gemeldet und will betankt werden – sicher nicht der letzte Einsatz für heute.


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