Rai Südtirol Die Tisch-Orgel auf der Churburg
Die Churburg oberhalb des Dorfes Schluderns prägt seit Jahrhunderten das Landschaftsbild des oberen Vinschgaus. 1250 vom Bischof von Chur erbaut, ist die Burg seit 1537 im Besitz der Grafen von Trapp.
Im Jakobszimmer steht die Baldachin-Orgel aus dem Jahr 1559, ein seltenes und wertvolles Instrument aus der Spätrenaissance, das nahezu im Originalzustand erhalten blieb. Jacob VII. Graf Trapp hat den Orgelbauer Michael Strobl aus Süddeutschland beauftragt, die Baldachinorgel für die Churburg zu bauen:
"Jakob VII. muss ein interessanter Mann gewesen sein: Er starb früh im Alter von 38 Jahren. Vor 500 Jahren lag die Lebenserwartung auch deutlich niedriger. Er hat im Sinn seines Vaters nicht nur den Bau des Renaissancepalastes beendet, sondern auch die Orgel gestiftet. Er pilgerte zweimal nach Jerusalem und hat auch sonst viel bewegt. Jakob VII. war – so gesehen – der bedeutendste Trapp, was die Churburg anbelangt."
Johannes Graf Trapp, Burgherr Churburg
Unter dem baldachinartigen Aufbau mit dem meisterhaft ausgeführten Holzarbeiten sind – unsichtbar für das Auge des Betrachters – 309 Orgelpfeifen versteckt, die in regelmäßigen Abständen gestimmt werden müssen.
Peter Waldner, Musiker am Konservatorium Innsbruck, ist einer der wenigen, denen man das Instrument anvertraut. Es wurde 1969 fachgerecht restauriert, von einem Orgelbaumeister aus Norddeutschland.
"Die Register sind geteilt in Bass und Diskant – eine Besonderheit dieser Orgel. Hier rechts liegen die Registerzüge für den oberen Teil der Klaviatur, auf der linken Seite die Registerzüge für den unteren Teil. Die Grundstimmung ist das Regal mit einer offenen Zungenstimme, die sich hier an der Vorderseite der Orgel befindet. Das Regal klingt dann mittelalterlich so …"
Peter Waldner, Musiker
Besonders beliebt waren in der Renaissance Motive aus der Natur. Dazu ließ Jakob VII. Graf Trapp Tiere und verschiedene Vögel an der Orgel anbringen sowie lateinische Verse in Form von Vierzeilern, die er zum Teil selbst verfasst hatte:
"Das ist ein Gedanke, der in der Renaissance wichtig war – die 'imitatio naturae', die Nachahmung der Natur. Die Sänger sind in der Natur vor allem die Vögel; deren Stimmen wurden beim Klang berücksichtigt und in die Orgel eingebaut."
Peter Waldner, Musiker
"Auf der Churburg hat man alles aufbewahrt, nicht ist weggegeben worden. Man hat die Dinge gesammelt, es wurde selbst bei Streitigkeiten oder auch Erbschaften nie was verteilt."
Johannes Graf Trapp, Besitzer Churburg
"Es ist ein Glücksfall, eine Orgel aus dem Jahr 1559 zu haben – noch dazu mit nahezu allen originalen Pfeifen. Musiker und Zuhörer erleben so die Klangwelt der späten Renaissance unmittelbar."
Peter Waldner