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Bayern erleben | Doku Daheim in ... Schwangau

'Unser Dorf soll schöner werden?' Nein, schöner geht es wirklich nicht: So weit das Auge reicht, imposante Berggipfel, blitzblaue Seen, saftige Almwiesen. Und von Weitem grüßen zwei Märchen-Schlösser. Kein Wunder, dass das 3.500-Seelen-Dorf Schwangau jährlich Millionen Touristen anzieht – nicht zur Freude aller Bewohner.

Stand: 29.08.2023 13:04 Uhr | Archiv

Drei Viertel der Einwohner Schongaus leben vom Tourismus. Die Besuchermassen füllen nicht nur die Kassen von Gemeinde, Hotels, Pensionen und Restaurants. Viele Einheimische erfüllen sie auch mit der Sorge, ihr Dorf könnte seine Seele, seine Identität verlieren.

Fluch und Segen des Tourismus

Der Spagat zwischen Kommerz und Klimaschutz, zwischen Sicherung der Existenz und Erhaltung der Natur, zwischen Massentourismus und maßvollem Wachstum fordert die Gemeinde heraus. Viele im Ort verlassen die ausgetretenen Pfade und ergreifen die Initiative, setzen auf Nachhaltigkeit und Regionalität im Einklang mit der Natur. Mehr Klasse statt Masse.

Daheim in ...

Landflucht, Leerstand, Wirtshaussterben ... Hiobsbotschaften aus dem ländlichen Raum gibt es genug. Immer stärker macht sich aber auch eine Gegenbewegung bemerkbar: Menschen, die "Heimat" nicht nur als vordergründige Folklore begreifen, sondern als Wurzel und feste Grundlage ihres Lebens. Immer mehr junge Leute kehren nach Jahren in der Großstadt oder im Ausland in ihre Heimatdörfer zurück, weil sie spüren, dass sie da "daheim" sind.

"Daheim in ..." stellt Gemeinden in Bayern und ihre Bewohner vor, die anpacken, die die Gratwanderung bewältigen zwischen der notwendigen Modernisierung und dem Bewahren des Bewährten und Althergebrachten.

Warum denn in die Ferne schweifen ...

Franzi Helminger dekoriert für die Abendveranstaltung.

London, Sydney, Schwangau - Simon Prokscha ist schon viel in der Welt herumgekommen, hat sogar einen Michelin-Stern erkocht - und ist wieder zurückgekehrt. Warum? Der Liebe wegen. Seit Kurzem ist er nun Küchenchef im Ferienhotel Helmer. Dort setzen er und seine Frau Franzi Helmer ganz bewusst auf den sanften, regionalen Tourismus – mit Gästen aus Deutschland oder Österreich, die zum Fahrradfahren oder Wandern kommen und im Schnitt sieben Tage bleiben.

Nach dem Rummel ist vor dem Rummel: Fasching in Schwangau

Franzi I. und Simon I. in vollem Ornat.

Wenn die Touristen fort sind, feiern die Schwangauer ausgiebig ihren traditionellen Fasching - oder die Fasnacht, schließlich leben sie im Grenzgebiet von Altbayern und Schwaben, wo sich auch alemannische Bräuche erhalten haben.

Der Schwangauer Fasching hat eine lange Tradition: Er ist älter als das berühmte Schloss Neuschwanstein, zu dessen Füßen sich einmal im Jahr die bürgerlichen Majestäten vom Dorfvolk bejubeln lassen. Und das wird noch lange so weitergehen, denn eine Revolultion wie sie die Wittelsbacher Schlossherren erlebt haben, droht ihnen nicht. Im Gegenteil.

Neue Heimat in altem Gemäuer - Flüchtlingshilfe auf Schloss Bullachberg

Schlossherrin Elisabeth von Elmenau hat von ihrem Anwesen aus den ganzen Tag die beiden Königsschlösser im Blick. 2012 bekam sie das Angebot, Schloss Bullachberg mit Nebengebäuden und dazugehörigem Land zu kaufen.
Im Blick hat sie aber die drängenden Fragen unserer Zeit: Umweltschutz, die Flüchtlingsströme und die Nöte von Asylbewerbern. Sie betreibt eine kleine Bio-Landwirtschaft, vermietet Ferienwohnungen, leitet ein Hoftheater und lebt aktuell in einer Art Wohngemeinschaft mit Geflüchteten aus der Ukraine und aus Pakistan.
Für ihre Schützlinge legt sie sich regelmäßig mit den Behörden an und hat auch kurzerhand die Deutsch-Kurse für alle Asylbewerber aus dem Umland ins Schloss verlegt.


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