Dokumentarfilm Das zerrissene Leben - Zwischen Heimat und Emigration
Der Dokumentarfilm von Eva König und Michael Krawczyk erinnert an die Vertreibung der jüdischen Mitbürger Münchens während der nationalsozialistischen Diktatur. Die Autoren haben in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und Israel Zeitzeugen und deren Nachkommen interviewt, die über die erzwungene Emigration, den Verlust ihrer Heimat und das neue Leben in der Fremde berichten.
Wenige Wochen nach der Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten damit, alle Staatsorgane und gesellschaftlich relevanten Gruppen unter ihre Herrschaft zu zwingen. Als letztes Bundesland wurde im März 1933 auch Bayern "gleichgeschaltet", wo sich zuvor heftiger Widerstand geregt hatte. Bereits im Januar 1933 war es in den Straßen Münchens zu antisemitischen Pogromen gekommen.
Mit den gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Boykottaktionen und Berufsverboten institutionalisierten die Nationalsozialisten den Terror in den folgenden Monaten. Ihr von Anfang an erklärtes Ziel: ein "judenfreies" Deutschland. München als künftige "Hauptstadt der Bewegung" diente ihnen dabei als Blaupause für die Ausgrenzung, die Ausplünderung und die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung; allesamt Vorstufen des ab 1942 systematisch durchgeführten Massenmordes an den europäischen Juden.
Doch 1933 dachten viele jüdische Deutsche, Hitler und seine Parteigenossen würden sich nicht lange halten. Ihre Heimatliebe und ihr Patriotismus, ebenso die Angst vor einer ungewissen Zukunft in der Fremde hielten viele dieser Menschen davon ab, Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Auch erschwerten restriktive Ausreisebedingungen und Zwangsabgaben den "Emigrationswilligen" bald den Weg in die Freiheit. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges schließlich machte es den in Deutschland gebliebenen Juden fast unmöglich, ihrer Verfolgung zu entgehen.
Info
Originaltitel: Das zerrissene Leben - Zwischen Heimat und Emigration (D, 2012)
Regie: Eva König, Michael Krawczyk
Redaktion: Hubert von Spreti
Länge: 89 Minuten
Stereo, VT-UT
Eva Königs und Michael Krawczyks Dokumentarfilm "Das zerrissene Leben", erinnert an die Flucht und Vertreibung der jüdischen Bürger Münchens in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Die Autoren des in Zusammenarbeit mit dem BR entstandenen Dokumentarfilms haben in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und Israel Nachkommen interviewt und mit Zeitzeugen gesprochen, die zwischen 1934 und 1946 München verlassen haben.
Sie berichten in "Das zerrissene Leben" von dem Verlust ihrer Heimat und dem neuen Leben in der Fremde. So erkannte etwa der Münchner Rechtsanwalt Julius Siegel früh schon den Ernst der Lage und emigrierte mit seiner Familie nach Palästina.
Sein Sohn Uri Siegel erinnert sich:
"Das war ein richtiges Entwicklungsland. Man hat das Trinkwasser noch abkochen müssen. Meine Mutter lernte nie hebräisch - sogar unser arabischer Briefträger sprach deutsch."
(Uri Siegel)
Wieder andere erkannten erst nach der Reichspogromnacht im November 1938, dass ihre einstige Heimat für sie endgültig zum Feindesland geworden war und versuchten, zumindest ihre Kinder ins Ausland zu retten. Zu diesen Flüchtlingen zählt Bea Green, die 1939 ohne ihre Eltern mit einem Kindertransport nach England kam.
"Ich hab gedacht, das Heimweh vergeht nach zwei Wochen. Und ich habe entdeckt: Eigentlich vergeht es nie."
(Bea Green)
... so die 87-jährige Holocaustüberlebende in "Das zerrissene Leben".