Großbritannien Der rote Bus rollt wieder
Die Revolution startet mit Rührei und Baked beans: Sieben Uhr in der Früh – eine gewisse Unruhe hat die Gentleman gepackt – sie fühlen, dass da was geht. Seit Weihnachten drehe sich der Wind, sagen sie.
Der rote Bus rollt wieder, so als ginge alles von vorne los: Brexit-Wahlkampf, Bath, Somerset, Slogans, Zahlen und das Reizwort. Genau wie damals als der Boris-Bus durch die Lande kurvte. Der mit den 350 Millionen Pfund, die Britannien angeblich Woche für Woche nach Brüssel schieben muss. Die Saat ging auf für Boris Johnson und seine Brexiteers.
Viele sind sie ja nicht, dafür umso entschlossener, mit dem roten Bus und einer neuen Zahl die Dinge doch noch zu drehen: 2000 Millionen Pfund, also zwei Milliarden koste der EU-Austritt das Land – jede Woche:
"Die Zahl stammt aus einem Regierungsbericht. Die wollten sie natürlich nicht mit uns teilen. Sie wurde durchgestochen – schändlich."
Tim Evans
16.000 Pfund haben sie eingesammelt für Bus, Anstrich und Fahrer – Charles aus dem Norden, Philipp aus London, der Cheforganisator, und Tim – im normalen Leben verkauft er Solaranlagen in Cambridge. Wenn das Parlament im Herbst über den Brexit-Deal abstimmen wird, könnte die Regierung auch das Volk noch einmal befragen; viel brauche es nicht:
"Genug Fliegen auf dem Rücken können auch einen Elefanten zu Boden zwingen", sagt Tim Evans und lächelt bedeutungsschwer.
Weil die Briten auch im größten Elend ungern den Humor verlieren, entsteigt dem Bus Boris, der eigentlich Drew heißt: Kameras raus, Frisur gerichtet, ein Liedchen noch, dann zieht die Karawane mit dem look-a-like auch schon weiter Richtung Wales, wo sie mehrheitlich für den Brexit waren.
"Ich bin ja durchaus auch ein britischer Patriot. Aber die EU hat bis dato den Bürgern gut gedient; sie hat vielen das Leben auch erleichtert."
Philip Richmond
Während der rote Bus nach Wales rollt, fahren in Buckinghamshire schwarze Limousinen vor: die Premierministerin versammelt die wichtigsten Minister, Klarheit schaffen, wie viel Gemeinsamkeit nach dem Brexit noch sein darf: ein bisschen Zollunion ja, aber gerne auch freier Handel weltweit.
Die EU winkt ab und die Brexiteers drängen auf Härte; sie nervt auch das neuerliche Referendumsgerede. Undemokratisch finden das auch diese jungen Leute in Cardiff – verdrehte Welt: die Alten werben für Europa; Brexit entzweit, treibt viele Blüten.
Die drei Männer im roten Bus wollen solche Diskussionen; Charles, Philipp und Tim spüren ein Momentum für den Verbleib:
"Ich glaube, wir werden siegen. Und wenn nicht, kann ich zumindest meiner Familie versichern: ich habe alles getan, was ich konnte."
Tim Evans
Heute in Bath und Cardiff, morgen dann in Leeds und Liverpool.