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Kroatien Dreck und Gestank im Naturparadies

Die Plitvicer Seen: ältester Nationalpark Südosteuropas, Filmkulisse der berühmten Winnetou-Filme. Ivica Jandrić lebt hier ganz in der Nähe und kommt oft hierher. Er liebt diesen Ort an den Wasserfällen.

Von: Veit-Ulrich Braun

Stand: 03.06.2018 | Archiv

Plitvicer Seen | Bild: BR

"Das ist einer der schönsten Orte auf diesem Planeten, ein Naturdenkmal, das unter dem Schutz der UNESCO steht. Bis vor kurzem war auch das Wasser hier eines der saubersten weltweit. Aber die wilde Bauerei hier hat soviel Verschmutzung verursacht, dass man hier nicht länger schwimmen oder das Wasser trinken kann."

Ivica Jandric, Umweltaktivist

Ivica Jandric

Die Seen sind akut gefährdet, denn zwei Millionen Touristen fallen jedes Jahr hier ein. Die UNESCO droht damit, dem Park den Status des Weltkulturerbes zu entziehen, denn er ist nicht auf diese Menschenmassen eingerichtet.

Eine Kanalisation zum Beispiel gibt es nicht. Ivica zeigt uns, wo die Abwässer tatsächlich hingehen: in eines von vielen Löchern im Wald. Manche nennen das Dreckloch ironisch den 17. See. Es stinkt gewaltig. Die Bäume rundum sind tot. Noch ist die Kloake weitgehend leer, die Touristensaison hat noch nicht richtig begonnen. aber die Hinterlassenschaften sind eindeutig.

"Wenn die Gäste vom Touristendorf dort fragen, woher der Gestank kommt, erzählen ihnen die Leute hier, dass es eine Schweinefarm in der Nähe gibt."

Ivica Jandric, Umweltaktivist

Der Dreck sickert ungefiltert in den Boden, und landet in den Plitvicer Seen. Die Regierung hat das Wasser der Seen untersucht, sagt Ivica, aber die Ergebnisse seien nie veröffentlicht worden, denn niemand solle wissen, dass das Wasser der Silberseen nicht mehr trinkbar sei. Der örtliche Bürgermeister versichert uns immerhin, dass das Problem nun endlich angegangen werde und schiebt die Verantwortung nach Zagreb, zur Regierung:

"20 Jahre lang hat niemand sich um das Abwasser gekümmert. Jetzt ist es fünf vor zwölf. Der Staat hat verstanden, dass Plitvice von nationalem und nicht nur lokalem Interesse ist und wir keine Zeit mehr verlieren dürfen."

Ante Kovac, Bürgermeister Gemeinde Plitvicer Seen

Doch immer noch wird mitten im Nationalpark wie wild gebaut. Überall werden neue Häuser hochgezogen. Alles streng nach Vorschrift, wie uns der Besitzer dieser Häuser versichert. Doch Zweifel sind erlaubt.

Der Staat nehme seine Kontrolle nicht war, und lokal blühe die Korruption, erzählen Ivica und seine Kollegen, allesamt Kriegsveteranen. Ihre Heimat ist ihnen heilig. Es sind die Veteranen, die den Widerstand gegen die wilde Bauerei organisieren. Viele Baugenehmigungen seien mehr als zweifelhaft:

"Hier war nur die Renovierung existierender Gebäude erlaubt. Und unmittelbar hier, da bin ich mir sicher, gab es nur ein kleines Haus. Jetzt stehen hier acht Gebäude, die angeblich bis zu 270 Touristen aufnehmen können."

Marijan Markovic, Nationalpark Plitvicer Seen

Branimir Kardum

Stimmt nicht, sagt der Besitzer. Hier habe ein ganzes Dorf gestanden:

"Fünf Jahre haben wir hier gearbeitet. Unsere Qualität ist anerkannt. Nur wir haben zwei Fünf-Sterne-Unterkünfte."

Branimir Kardum, Tourismusunternehmer

Ein Luxusressort mitten im Nationalpark, ohne zentrale Wasserversorgung, aber gebaut sogar mit Mitteln der EU. Irgendjemand hat auf das Schild geschossen...

Ivica zeigt uns das Video einer illegalen Wasserleitung. Überall im Park wird wild gezapft, denn der Park boomt, die Zahl der Touristen explodiert. Und davon wollen viele hier profitieren. Ivica stellt sich ihnen entgegen:

"Bitte, ihr klagt die Leute an, illegal Wasser zu schöpfen, aber sie haben seit 60 Jahren hier keinen anderen Zugang!"

Vlado Momcilovic

"Ich rede von der Umweltverschmutzung im Park!"

Ivica Jandric, Umweltaktivist

"Warum habt ihr dann die Wasserleitungen zerstört?"

Vlado Momcilovic

"Weil uns der Umweltinspektor dazu aufgefordert hat!"

Ivica Jandric

"Aber den habt ihr doch erst hierher gebracht!"

Vlado Momcilovic

Viel Zeit bleibt nicht mehr: Ivica und seine Kollegen wollen jedenfalls weiterkämpfen. "Wir Veteranen sind hier aufgewachsen", sagt er, "und wir sind entschlossen, dieses Welt-Naturerbe zu schützen."


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