Norwegen Sehnsucht nach dem Norden
Sonne, Strand, Meer – so sieht perfektes Glück in den Augen vieler Deutscher aus, die mit dem Gedanken spielen auszuwandern. Dabei hat der kühle Norden durchaus auch einiges zu bieten: Gut bezahlte Jobs, unendliche Weiten, eine faszinierende Natur und freundliche Menschen.
Michael Schulte und seine Frau Ragnhild tun das, was alle waschechten oder "Neu-Norweger" lieben: "Friluftsliv", übersetzt Freiluftleben. In Südnorwegen haben sich der deutsche Professor für nordische Sprachen und seine norwegische Frau vor fast 14 Jahren kennen- und lieben gelernt.
Erhaben blickt der dänisch-norwegische König und Stadtgründer Christian IV. auf sein im Schachbrettgrundriss errichtetes Kristiansand. Die Stadt im sogenannten Südland strahlt auf Schritt und Tritt nordische Gemütlichkeit aus. Und ihre Bewohner sind nicht nur auf ihre einzigartige Natur, sondern auch auf ihre Kunst, Kultur und Geschichte stolz.
Die Universität Agder in Kristiansand war der Grund, warum der deutsche Wissenschaftler Michael Schulte aus Bonn sein Leben umkrempelte. Als Experte für nordische Sprachen und für Runenforschung bekam er hier einen Forschungsauftrag.
"Ich hatte eigentlich vom Namen Kristiansand nie gehört. Das war 1998. Das ist dann mein Wohnsitz geworden."
Michael Schulte, Universitätsprofessor
Seit fast 20 Jahren ist der hohe Norden die Heimat des Deutschen. Zu seiner Liebe zu den nordischen Ländern kam dann die entscheidende Begegnung mit seiner heutigen Frau Ragnhild, Sängerin und Aushängeschild der naturnahen Landwirtschaft in Norwegen. Was könnte da besser passen als fangfrisches Meeresgetier im Lieblingslokal zum Ausklang einer Arbeitswoche.
"Ich bin mehr Wikinger geworden als ich früher war. Ich hatte eigentlich wie so viele Deutsche und viele meiner Kollegen eine Sehnsucht nach dem Norden."
Michael Schulte, Universitätsprofessor
"Ich wäre gern mit ihm nach Deutschland gekommen, wenn das so unser Schicksal wäre. Ich finde Deutschland ein fantastisches Land und weil der Rhein da ist. Man kann ja auch überall einen Fluss finden und Wasser."
Ragnhild Nilsen, Sängerin und Vertreterin Grüne Wende
"Ich paddle ja auch gern nach der Arbeit mit meinem Kajak in den Fjorden als wäre ich ein Inuit."
Michael Schulte, Universitätsprofessor
Und wenn es dem Professor im Winter mal zu kalt fürs Bootfahren ist, dann entschädigt ein warmes Plätzchen mit Blick auf die Waterfront.
Verlockende Perspektiven: Wilde Natur, hippe Kulturszene, entspannte Menschen und eine boomende Wirtschaft – kein Wunder, dass Norwegen zu den beliebtesten Ländern für Auswanderer zählt.
Janina Mill ist eine von den geschätzt 10.000 Deutschen, die in Norwegen leben. Sie entdeckte ihr Faible für Land und Leute während ihres einjährigen Auslandsstudiums. Inzwischen arbeitet sie als Juristin in der Deutsch-Norwegischen Handelskammer.
"Deutschland ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Handelspartner für Norwegen. Wir haben 300 Kunden in der Servicegesellschaft der Außenhandelskammer für Norwegen. Die Pipeline ist lang, da ist die Nachfrage groß."
Janina Mill, Rechtsanwältin, Deutsch-Norwegische Handelskammer
Norwegens Wirtschaft wiederum heißt deutsche Arbeitskräfte willkommen, ob in der Ölbranche, im Dienstleistungs- oder Gesundheitsbereich. Dabei wird branchenübergreifend, selbst hier in der Handelskammer, in der überwiegend Deutsche arbeiten, die norwegische Gepflogenheit praktiziert: Man duzt sich, auch den Chef.
"Man hat hier eher eine entspannte Mentalität. Das fällt uns Deutschen nicht immer so leicht, aber unter uns hier ist die Stimmung gut und das erleichtert natürlich auch den Arbeitsalltag."
Janina Mill, Rechtsanwältin, Deutsch-Norwegische Handelskammer
Wer das Glück sucht, hat große Chancen es hier zu finden. Immerhin liegen die Norweger im weltweiten Vergleich weit oben auf der Skala der Zufriedenheit. Doch nicht nur Auswanderer, auch Touristen landen hier gerne an.
"Mein Name ist Katherina und ich komme aus Deutschland. Das gleiche tut auch unser Fahrer, das ist der Michael. Und ich bin seit neun Jahren hier und er seit acht Jahren."
Katherina Klaveness, Fremdenführerin
Besuchern ihre neue Heimat nahezubringen, hat die Deutsche Katherina Klaveness zu ihren Beruf gemacht. Nach der Arbeit als Fremdenführerin in Oslo setzt Katherina mit der Fähre über auf die sieben Kilometer entfernte Halbinsel Nesodden. Dort lebt sie mit ihrem norwegischen Mann Peter und den beiden gemeinsamen Kindern.
"Ich glaube, wenn ich nach Deutschland zurückziehen würde oder auch so, wenn ich immer wieder nach Deutschland zurückkomme, dann fehlt mir das Wasser."
Katherina Klaveness, Fremdenführerin
So unterschiedlich die Beweggründe der Auswanderer auch sind, so verbindet sie doch eines: Norwegen, das Land der Wikinger, hat sie in ihren Bann gezogen.