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Russland Angst vor Terror und Randale

In ein paar Tagen wird sie angepfiffen, die Fußballweltmeisterschaft. Bei der WM will sich Russland als perfekter Gastgeber präsentieren. Und damit nichts, aber auch gar nichts dazwischen kommt, setzt der Kreml massiv auf seine Sicherheitskräfte, vor allem auf die Russische Garde.

Von: Christoph Wanner

Stand: 03.06.2018 | Archiv

Stadion | Bild: BR

Elf Austragungsorte, 12 Stadien, 32 Teams, hunderttausende Fußballfans: Die WM – ein Sicherheitsmammutprojekt. Stemmen soll es vor allem die Russische Garde, ein neues Sicherheitsministerium mit duzenden Spezialeinheiten. Antiterrorübung in Südrussland: Spezialkräfte der Garde trainieren das Abseilen im Gebirge. Diese Eliteeinheit ist vergleichbar mit dem deutschen SEK. Ihre Aufgabengebiete: Kampf gegen Terror und Organisierte Kriminalität. Männer dieses Spezialeinsatzkommandos werden während der Fußballweltmeisterschaft für die Sicherheit aller Teams verantwortlich sein. Die Vorbereitung auf die WM – für viele Männer ein Vergnügen:

"Ein idealer Job: macht Spaß und es gibt auch noch Geld dafür."

Alexeij S., Russische Garde

Sergeij Melikow

Ein Einsatz der Russischen Garde: Es geht vor allem um das perfekte Zusammenspiel des Teams. Die Elitepolizisten setzen Bankräuber fest – Bilder der Spezialkräfte. Die Garde verfügt in allen bedeutenden Städten über eigene Einheiten. Viele werden zur Fußball-WM herangezogen. Sergeij Melikow ist der verantwortliche General. Er bezeichnet die Weltmeisterschaft als eine Herkulesaufgabe:

"Überall, wo Menschenmassen auftreten, herrscht Terrorgefahr. Und es können leicht Unruhen provoziert werden. Das alles gilt es unbedingt zu verhindern. Wir wollen nicht, dass wir als WM-Veranstalter schlecht aussehen."

Sergeij Melikow, Russische Garde

Anschlag in St. Petersburg

Stichwort Terror: Hohe Anschlagsgefahr in Russland. Das jüngste schwere Attentat wurde im April 2017 verübt: Ein Al-Quaida-naher Extremist sprengt sich in der Sankt Petersburger U-Bahn in die Luft, reißt mindestens 14 Menschen mit in den Tod.

Ruslan Puchow

Wegen der beträchtlichen Gefahrenlage sei der massive Einsatz von Spezialkräften bei der Fußballweltmeisterschaft nötig, sagt Sicherheitsexperte Ruslan Puchow:

"Während großer Sportereignisse herrscht immer Terrorgefahr. In München bei den Olympischen Spielen konnte nicht rechtzeitig eingegriffen werden. Besser lief es in Sotschi bei Olympia. Da konnten Anschläge durch unsere Spezialkräfte verhindert werden. Es ist also immer besser maximale Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, als es irgendwo schleifen zu lassen. Das könnte sich rächen."

Ruslan Puchow, Zentrum für strategische Analysen

Übung

Neben der Terrorgefahr bereiten dem russischen Sicherheitsapparat vor allem Hooligans Kopfzerbrechen. Diese Einheiten der Russischen Garde üben Einsätze gegen Rowdys. Massenunruhen sollen im Keim erstickt werden.

"Wir berücksichtigen bei unserer Ausbildung Krisensituationen wie die jüngsten Revolutionen, genauer gesagt die Maidan-Revolution in der Ukraine. Männer, die damals dabei waren, geben ihr Wissen weiter. So können wir unsere Truppe auf Stressmomente gut vorbereiten."

Maxim S., Russische Garde

Die ukrainische Revolution von 2014 mit einem Anti-Hooliganeinsatz zu vergleichen, ist wohl ein wenig weit hergeholt. Auch wenn sich die Bilder manchmal ähneln, solche Szenen wären für die WM, Putins Lieblingsprojekt, fatal: Die unvergessene Straßenschlacht zwischen Russen und Engländern in Marseille bei der EM 2016. Um so etwas zu verhindern, ergreift der Moskauer Sicherheitsapparat breite Anti-Hooliganmaßnahmen: einerseits massive Präsenz der Russischen Garde, andererseits Druck auf die Bosse der Hooliganbanden. Als eine Art Sicherheitsgeneralprobe dient die Eröffnung der Moskauer WM-Arena Luschniki. Stellenweise zu viel des Guten, kritisieren manche Fans: "Wir stehen hier schon eine Stunde, um ins Stadion reinzukommen. Wir kommen uns vor wie eine Hammelherde. Überall Gedrängel. Das muss verbessert werden." "Ja, und an der U-Bahn ist auch Gedränge. Nichts ist richtig organisiert."

Drinnen ist der Anstehärger schnell vergessen. Die bevorstehende Weltmeisterschaft ist für den Kreml ein absolutes Prestigeprojekt. Für den Schutz der Fans und Mannschaften vor Terror und Hooligans wird alles Menschenmögliche getan. Die Russische Garde – der zentrale Baustein in einem gigantischen Sicherheitskonzept.


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