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Spanien Neue Jobs für die Jugend

Manuel Ramos de la Rosa hat gerade viel Zeit zum Lesen, zu viel. Promovieren, Arbeiten, Geld verdienen – das war sein Traum. Stattdessen ist der 26-Jährige arbeitslos, wie so viele.

Von: Jan-Peter Bartels

Stand: 11.03.2018 | Archiv

Demonstration spanischer Jugendlicher 2011 | Bild: BR

"Meine Generation wurde komplett überrascht: Früher hieß es immer: wer studiert, hat eine sichere Zukunft. Dann hieß es: es könnte kompliziert werden. Das haben wir erst nicht geglaubt, aber jetzt erleben wir es. Jetzt müssen wir es glauben."

Manuel Ramos de la Rosa

Victor Reloba Lopez

Angst vor der Zukunft: Mehr als 50 Prozent ohne Job. Das war 2011. Die Jugendgarantie sollte helfen, ein Prestigeprojekt, das sich Brüssel mehr als acht Milliarden kosten lässt. Rund ein Drittel geht nach Spanien, das Versprechen: spätestens nach vier Monaten eine Ausbildung, Fortbildung oder Job. Schöne Idee, aber:

"Die Jugendgarantie ist bei uns eine vertane Chance."

Victor Reloba Lopez, Vizepräsident spanischer Jugendrat

"Man hat Geld in die Hand genommen und glaubt, mit Geld kann man Arbeitslosigkeit bekämpfen. Das sind die typischen Allmachtsphantasien von Bürokraten."

Karl Brenke, DIW

Manuel Ramos de la Rosa

Kritiker sehen drei Probleme, Nummer eins: Die Fortbildung. Beispiel Cristina: Sie hat eigentlich Jura studiert, jetzt wird sie umgeschult: Englisch, Excel, Word, Social Media. Seit Wochen ein Kurs nach dem anderen und Abschied von ihrem Traumberuf Rechtsanwältin. Solche Umschulungen, die bekam auch Manuel angeboten. Er sagt: Was die Jugend wolle, die persönlichen Neigungen, das frage niemand. Das höre er immer wieder, als freiwilliger Helfer beim Jugendrat, dem Dachverband der spanischen Jugendorganisationen. Ein Jobangebot hat ihm die Jugendgarantie nicht gebracht, die vorgeschlagenen Umschulungen fand er sinnlos.

"Ich bin Biologe. Jetzt Programmierer zu werden, ist doch beruflicher Selbstmord. Pharmazie oder so etwas – okay, aber Programmieren? Daran arbeiten andere seit ihrer Kindheit, da hätte ich als Späteinsteiger doch keine Chance. Das ist doch irrational."

Manuel Ramos de la Rosa

Spaniens Handelskammern organisieren solche Kurse. Hier heißt es: das Feedback von Unternehmen wie Jugendlichen sei positiv, die Kurse wirkten.

"Wir wollen beiden Seiten helfen: Natürlich sind für uns die Bedürfnisse der Unternehmen erst einmal grundsätzlich. Aber klar schauen wir auch, was die Vorlieben der jungen Menschen sind."

Sara Revilla, Handelskammer

Mehr als eine Million hätten sich für die Jugendgarantie registriert, so Spaniens Regierung – und rund 40 Prozent danach einen Job gefunden. Von wegen, sagen die spanischen Jugendfunktionäre, sprechen von geschönten Zahlen, stark befristeten Jobs und prekären Arbeitsverhältnissen und machen der Regierung noch einen Vorwurf: Problem Nummer 2: Fehlgeleitete Fördergelder. Auch in der EU-Kommission hat ein Bericht des Rechnungshofes massiv eingeschlagen: In Sachen Jugendgarantie kritisieren die Prüfer die Mitgliedsländer: viele, auch Spanien, kassieren die Mittel, aber wohl ohne zusätzliche Programme zu finanzieren, so auch die Vorwürfe des spanischen Jugendrats.

"Unsere Regierung hat ihre eigenen Beschäftigungsprojekte um das Geld gekürzt, das aus Europa kam. Das finden wir schlimm, denn wenn sie wirklich jungen Menschen helfen will, kann sie nicht auf der anderen Seite Gelder wegnehmen, die nur der Anstellung von jungen Menschen zu Gute kommen sollten."

Victor Reloba Lopez, Vizepräsident spanischer Jugendrat

"Wie kann das sein?", hätten wir die spanische Regierung gern gefragt. Doch das zuständige Ministerium möchte sich uns gegenüber nicht äußern. Und die Kommission stellt fest: Mittel umzuschichten sei gegen die Regularien – und werde nicht mehr vorkommen.

"Ich glaube, viele Zahlen, die jetzt in der Gegend herumschwirren, in verschiedenen Studien, die anfangs auch vom Rechnungshof bemängelt wurden, die haben großteils damit zu tun, dass das Programm anfangs einfach eine Zeitlang gebraucht hat, bis es ins Laufen gekommen ist. Wir sehen jetzt erst, dass es langsam wirkt, dass es bei den Leuten ankommt."

Christian Wigand, Kommissionssprecher

Javier Pérez García

Problem 3: Mitnahmeeffekte – Javier hat von der Jugendgarantie profitiert, fand nach langer Suche Arbeit bei einer Firma, die Schilder für Notausgänge produziert. Das Unternehmen Electrozemper bekam dafür vom Staat im Rahmen der Jugendgarantie einen Zuschuss von mehreren Tausend Euro – und Javier endlich den ersehnten Job.

"Ich habe durch dieses Programm recht schnell Arbeit gefunden. Darüber bin ich froh. Und die Aussichten sind gut."

Javier Pérez García

Electrozemper verspricht, den jungen Mann langfristig zu behalten – ein positives Beispiel, aber eine Ausnahme, sagt Karl Brenke, Wissenschaftler beim DIW in Berlin. Er hat Zahlen zur Jugendgarantie und zur Verwendung der Gelder europaweit analysiert:

"Fördergelder werden ja immer gerne mitgenommen. Und wenn die Förderung dann ausgelaufen ist, dann wird nicht unbedingt ein Anschlussvertrag gewährt, sondern ein anderer Jugendlicher eingestellt. Das ist das große Problem bei Subventionen: man hat immense Mitnahmeeffekte."

Karl Brenke, DIW

Das Fazit des DIW: Dauerhafte Jobs seien dadurch in Spanien kaum entstanden, auch wenn die Jugendarbeitslosigkeit statistisch gesunken sei, auf rund 37 Prozent. Die Jugendgarantie der EU – eigentlich eine schöne Idee, findet Manuel, nur ihm und den vielen anderen arbeitslosen Jugendlichen habe sie nichts gebracht; sie werde ausgenutzt von Staat und Unternehmen.


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