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Kroatien Die Entdeckung des Wintertourismus

Der EU-Beitritt Kroatiens hatte nicht den erwünschten, positiven Effekt auf die kriselnde Wirtschaft des Landes. Der einzige Wirtschaftszweig, der noch wächst, ist der Tourismus und hier gibt es neue, zukunftsträchtige Ideen.

Von: Barbara Mai

Stand: 01.02.2015 | Archiv

Der Obersee der Plitvicer Seen | Bild: BR

Auf dem Rücken der Pferde eine der schönsten Regionen in Europa erkunden – den Nationalpark Plitvicer Seen im Herzen Kroatiens.

Auf dem Reiterhof Jelov Klanac warten 15 von ihnen auf Pferdefreunde. Sie alle sind eigens für dieses Gelände gezüchtete Mischlinge, klein, wendig, trittsicher und zutraulich.

Tomislav, der Chef des Reitstalles, gibt der kleinen Teresa Unterricht - ein Paradies für bewegungsfreudige Kinder.

Die beiden traditionell aus einheimischen Hölzern gebauten Ferienhäuser bieten sechs Apartments für zwei bis vier Personen; jetzt im Winter verbreitet der Kaminofen wohlige Wärme. Hier sind auch Gästehunde willkommen, denen es im Schnee zu toben genauso viel Spaß bereiten wird wie den Kindern das Rodeln.

Seit 1979 gehört der Plitvicer Nationalpark zum Unesco-Weltnaturerbe. Gleich hinter dem nördlichen Eingang der höchste Wasserfall; 78 Meter stürzte das Wasser der Plitvica in die Tiefe. In Zukunft wird Kroatien seine Naturschönheiten noch besser nutzen als bisher.

Der Tourismus soll vom Saisongeschäft auf 365 Tage im Jahr ausgedehnt werden. Diese Familie bleibt nur einen Tag im Nationalpark und fährt abends wieder heim. Das muss sich ändern. Einheimische und ausländische Gäste sollen in der Region übernachten. Und das würde sich in dem knapp 300 Quadratkilometer großen Park auch lohnen – zu jeder Jahreszeit. Zahlreiche Wasserfälle und 16 oberirdische Seen wollen entdeckt werden.

Mit etwas Glück gibt es noch mehr zu entdecken: wie hier ein Rotfuchs im dicken Winterpelz. Leider gibt es keine geführten Beobachtungstouren.

Einige der "oberen Seen" sind in diesen Tagen gesperrt – die Wege sind zu glatt und mit dem Schneeräumen steht es im Park nicht zum besten. 133 Höhenmeter überwindet die Korona in Kaskaden die Barrieren bis zum großen Wasserfall der Plitvica. In den abgelegenen Gebieten lässt sich schon einmal ein hungriger Wolf sehen, dem auch ein gefrorener Fisch recht ist. Das scheue Tier verschwindet, sobald es Witterung bekommt.

Spektakuläre Landschaften und interessante Fauna und Flora allein reichen nicht, um Gäste anzulocken. In den letzten Jahren haben private Initiativen eine zwar noch kleine, aber feine Hotellerie und Gastronomie geschaffen. Sonne, Schnee und lange Spaziergänge im Gelände: in der Plitvicka Vila scheinen sich Herr und Hund wohlzufühlen.

17 moderne Zimmer sowie Terrassen und ein großer Garten - viel Platz zum Spielen für Kinder und Vierbeiner. Zum Hotel gehört ein neues Restaurant, in dem regionale Spezialitäten angeboten werden.

Anita und Davor Kurelac

Anita und Davor Kurelac bereiten eine Kotlovina, eine reichhaltige Fleischplatte für den Abend vor. Was hält Anita von der Idee, das ganze Jahr über für ihre Gäste da zu sein, ist das realistisch?

Den Touristen etwas anbieten, das haben die meisten kleineren Hotels und Pensionen schon vor Jahren verstanden und eine touristische Infrastruktur geschaffen – fast unbemerkt von den Managern der großen Hotels, die heute noch nicht privatisiert sind, die immer noch in ihrem "sozialistischen Dornröschenschlaf" dösen.

Ognjen Borcic

Aber immerhin hat der Weckruf aus Zagreb die Betreiber der Nationalpark-Hotels erreicht: Ognjen Borcic erklärt, was sich ändern soll:

"Wir sprechen jetzt über die Umsetzung des folgenden Planes: Wir wollen das Skigebiet von Mukinje verbessern und beleben. Darüber hinaus wollen wir das Sportzentrum und die große Sporthalle ausbauen – das heißt, da soll ein größerer Wellness- und Fitnessbereich entstehen. Die Realisierung des Projektes wird wohl zwei Jahre dauern."

Ognjen Borcic, Sprecher Nationalpark

Das kleine Ski- und Rodelgebiet im südlichen Nationalpark wird an den Wochenenden vorwiegend von Einheimischen aus Zadar und Umgebung genutzt. Die Kinder von dort sind keinen Schnee gewöhnt, haben so doppelt Spaß am Rodeln. Doch wie viele Kroaten können sich hier einen Kurzurlaub leisten, die Arbeitslosenquote liegt bei 17 Prozent, die Wirtschaft bricht seit 2007 ein. Für internationale Gäste sind die Anfängerhügel eher weniger reizvoll. Welche Pläne verfolgt der neue, junge Tourismusminister?

"Was wir sehr dezidiert wollen ist, ein Destinationsmanagement zu implementieren. das heißt, wir wollen Kroatien nicht mehr nur als Land der Sonne und des Meeres bewerben, sondern Kroatien als gastronomische Destination. Das, was wir da vor haben, ist eine durchdachte Planung in dem Sinne, dass wir die verschiedenen Tourismusverbände mehr zusammen binden und anregen wollen, um so etwas ähnliches zu erreichen, wie zum Beispiel die Riviera um Opatija, die ja einen ganzen touristischen Landstrich hervorgebracht hat."

Tourismusminister Darko Lorencin

Da könnte der Minister doch gleich hier anfangen; die staatlichen Hotels Bellevue und Plitvice sind im Winter geschlossen und haben in der Saison nur zwei Sterne zu bieten. Die Lage oberhalb vom Kozjak-See ist 1 A - so wie die des ganzjährig geöffnete Hotels Jezero, das im Winter vorwiegend von Asiaten gebucht wird – Europa in sieben Tagen.

Europäische Touristen, die mehr als einmal im hoteleigenen Restaurant frühstücken und weitere Mahlzeit einnehmen müssen, weil gebucht, sind von der Küche wenig begeistert bis entsetzt. Im ganzen Haus schwebt der Geist vergangener, sozialistischer Zeiten, der Gast ist nur Statist. Ein weites Betätigungsfeld …

Wer den Nationalpark in Richtung Norden verlässt, sollte einen Besuch in Rastoke auf keinen Fall versäumen. Plitvice ist spektakulär, großartig, aber dieser Ort ist romantisch, ja mystisch. Die zahlreichen Arme der Slunjcica stürzen in 23 Wasserfällen zehn bis 20 Meter tief in die Korona, dem Fluss, der diese beiden Naturphänomene verbindet.

Nach dem Krieg von 1991 bis 1995 mussten etliche alte Mühlen wieder aufgebaut werden und die Besitzer planten dabei Gästezimmer ein – eine kluge Entscheidung, denn das Mühlenviertel von Slunj entwickelt sich zum Touristenort.

Die neuen Pläne aus Zagreb sind durchaus richtungsweisend, aber ohne eine längst fällige Verwaltungsreform, die Planungssicherheit schafft, hat man in der Hauptstadt nicht zu Ende gedacht.


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