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Österreich 50 Jahre Beatles-Konzert in den Obertauern

Obertauern im Salzburger Land – ein Wintermärchen, bis ins Frühjahr hinein. Auch vor 50 Jahren. Dann war plötzlich alles anders.

Von: Tom Fleckenstein

Stand: 22.03.2015 | Archiv

Filmszene aus "Help!", 1965, Regie: Richard Lester | Bild: BR

13. März 1965: Beatles-Hysterie in Salzburg. 4000 Fans außer Rand und Band. Die Pilzköpfe wollen in verschneiter Bergkulisse den Film "Help!" drehen. Auf der Pressekonferenz witzeln sie noch: "Wie geht es Mozart, dem netten Kollegen?" Aber Ihr Problem: Sie können gar nicht Skifahren!

Herbert Lürzer

Herbert Lürzer ist damals staatlich geprüfter Skilehrer. Er soll die Beatles soweit bringen, dass sie wenigstens ein paar Meter auf Skiern fahren können. Bei schnelleren Fahrten soll er als Paul Mc Cartney auftreten.

"Im Laufe des Unterrichts hat‘s ihn ein paar Mal hingeschmissen, dann hat er gesagt: 'Pick me up!' Dann meinte ich: 'Aufstehen musst scho selber, ich helfe dir nicht.'"

Herbert Lürzer

"Es konnte keiner von den Beatles Skifahren; die sind umgefallen wie ein Sack Mehl."

Herbert Lürzer

Er freut sich heute noch darüber, wie er als Paul Mc Cartney gefahren ist.

"Das bin ich, da draußen, ganz rechts."

Herbert Lürzer

14 Tage dauern die Dreharbeiten – für die Doubles ein Traumjob mit guter Bezahlung.

"Es war sein sehr gutes Salär: 1000 Schilling am Tag. So viel hat damals ein Arbeiter im Monat verdient."

Herbert Lürzer

70 Euro. Damals: Pro Tag! Die Skilehrer, allesamt Bauernburschen, schwelgen plötzlich im Luxus.

"Champagner! Bier und Schnaps haben wir schon gekannt zu dem Zeitpunkt."

Herbert Lürzer

Die Originalspeisekarte vom ersten Beatles-Diner. Mit den Originalautogrammen. Herbert Lürzer hat das Sammlerstück im Internet ersteigert – für 2400 Euro. Diese Woche zum Jubiläum steht das Menü auf der Speisekarte des Hotels "Edelweiss".

Gloria Mackh

Das ist Gloria Mackh. Die Beatles feierten jeden Abend im Hotel ihrer Eltern, dem "Marietta". Doch die Tochter des Hauses konnte mit den berühmten Musiker zunächst nichts anfangen.

"Die waren bleich und eher schwammig, und sind frierend durch Obertauern mit hochgezogenem Kragen. Ich als Sportlerin, das war eine andere Welt für mich."

Gloria Mackh

Gloria, genannt Gigi Mackh war die amtierende Miss Austria. Außerdem noch Weltmeisterin im Wasserskifahren. Kein Wunder, dass Paul Mc Cartney auf die 22-jährige Schönheitskönigin stand.

"Ich bin ja so ein handfestes Mädl. Wir haben geblödelt, wenn wir draußen waren und wir haben eine Szene gedreht im Schnee, dann ist der Paul immer von hinten zu mir und hat mich geschnappt und ich hab mich breit gemacht. Da hat er schon gemerkt, dass das nicht unbedingt erwünscht ist."

Gloria Mackh

Dennoch entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden über die Dreharbeiten hinaus. Eines Tages kam der Filmcrew beim Blick auf den Hotelflügel eine Idee.

"Mami hat sehr gut Klavier gespielt. Die haben gesagt: Wir holen das Ding mit dem Helikopter und stellen es dort oben irgendwo in den Schnee. Dann bringen wir ihn gleich wieder zurück."

Gloria Mackh

"Am Abend, nachdem der Flügel den ganzen Tag im Tiefschnee stand: Das war komplett alles verzogen."

Gloria Mackh

Heute erinnert ein wetterfestes Exemplar an die Dreharbeiten und wirbt mit der Marke "Beatles".

Erst in den letzten Jahren wurde Obertauern klar, dass hier Popgeschichte geschrieben wurde. Im Hotel von Gloria Mackh gaben die Beatles spontan ein Konzert bis zwei Uhr morgens. Es sollte das einzige bleiben, das jemals in Österreich stattfand.

Gerhard Krings sollte George Harrisson doubeln, aber sein Problem: als Fan der Oberkrainer kannte er die Beatles gar nicht. Sofort fuhr er ins Tal, um sich eine Platte zu besorgen: "Ain‘t she sweet" war die einzige, die es gab.

Perücke und Zylinder waren seine Arbeitskleidung. Doch zu seinen Aufgaben zählte nicht nur das Skifahren. Die Doppelgänger waren auch beim Aprés-Dreh noch fleißig im Einsatz.

"Wenn die Fans hergekommen sind, und haben Unterschriften gebraucht, wenn neben dir ein Beatles gestanden ist, dann hat er dir das gegeben und dann hast du unterschrieben. Schon als George Harrison."

Gerhard Krings

Die Doubles genossen den Rummel. Doch während für die echten Beatles nach Drehschuss Feierabend war, arbeitete Gerhard Krings nachts noch weiter, als Barkeeper.

"Ich hab auch unsere Barleute auch mal geschockt: A Beatle war da."

Gerhard Krings

Das ist jetzt 50 Jahre her. Heute sind Gerhard Krings und Herbert Lürzer längst nicht mehr Skilehrer, sondern stolze Hotelbesitzer, die an ihre Kinder übergeben haben. Paul und George haben sie nach den Dreharbeiten nie wieder gesehen. Zum 50. Jahrestag gehen sie nochmals als Doubles auf die Piste, in Erinnerung an die Zeit, als Obertauern der Nabel der Popwelt war.


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