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Gesundheit und Wein Wein: gesund oder schädlich?

Wein ist seit Jahrtausenden Bestandteil unserer Kultur. Gesundheit! Reporterin Veronika Keller hilft bei der Weinlese, testet den neuen Jahrgang und will vor allem eines wissen: Ist Wein gesund oder schädlich?

Von: Nora Zacharias

Stand: 03.10.2022

Ein Glas Wein und eine Flasche stehen vor Weinreben | Bild: Bayerischer Rundfunk 2020

Gesundheit! Reporterin Veronika Keller möchte wissen, ob Wein in Maßen gesund oder schädlich ist. Außerdem wollte sie schon immer mal bei der Weinlese helfen. Jetzt hat sie auf dem Iphöfer Kronsberg in Unterfranken dazu die Gelegenheit. Auf dem Weingut Wirsching wird Silvaner gelesen. Die Chefin, Winzerin Andrea Wirsching, ist sehr zufrieden.

"Die Sonne ist da, die Trauben sind reif, die Säuren sind runtergegangen und der Zucker geht hoch. Und dann haben wir ein ganz tolles Fruchtaroma. Probieren Sie mal! Das schmeckt wirklich klasse."

Andrea Wirsching, Winzerin, Iphofen

Bevor die Lese richtig los geht, zeigt Winzermeister Simon Ender Reporterin Veronika Keller noch in einem Crash-Kurs, wie Weintrauben geschnitten werden und worauf sie achten muss.

"Falsch machen kann man prinzipiell wenig. Diese Traube hier würde ich jetzt nicht mitnehmen. Sie ist schon sehr stark verfault und hat dunkle Schattierungen. Ich selbst würde da nicht reinbeißen wollen, die kommt weg. Einfach nur die nehmen, die man auch selbst essen würde."

Simon Ender, Winzermeister, Iphofen

Weinbau: möglich auch ohne schädliche Chemie

In den Weinbergen des Gutes Wirsching werden kein Glyphosat, Insektizide, Kupfer oder Kunstdünger verwendet, sondern nur nachhaltig zertifizierte Pflanzenschutz-Mittel, wenn es nötig ist.

"Vor der Ernte pausieren wir meistens nochmal 30 bis 40 Tage mit dem Pflanzenschutz, damit dann auch keine Pflanzenschutzmittel in den Trauben, im Traubensaft oder später dann im Wein sind."

Simon Ender, Winzermeister, Iphofen

Welchen Einfluss haben zum Beispiel Regen oder auch der Klimawandel? Ist viel Regen für den Wein eher gut oder eher schlecht?

"Der Regen war ein bisschen problematisch, weil es zwischendurch Probleme mit Pilzkrankheiten gab. Ansonsten haben wir uns über jeden Tropfen gefreut, denn grundsätzlich fehlt uns hier einfach Wasser. Bei uns ist es extrem trocken. Aber das Aus droht nicht, auch nicht durch den Klimawandel. Es gibt ja auf der Welt viele trockene Regionen, wo guter Wein wächst. Wir müssen uns eben anpassen."

Andrea Wirsching, Winzerin, Iphofen

Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, mehr zu bewässern oder auf andere Rebsorten umzusteigen, die nicht so viel Wasser brauchen wie Silvaner oder Grauburgunder.
Nach der Lese werden die Trauben weiterverarbeitet. Als Erstes werden sie von den Stängeln getrennt und gesäubert. Nach der Pressung landet der Saft dann in großen Metallfässern. Was genau wo drinnen ist, weiß Weinbau-Experten Klaus-Peter Heigel .

"Das hier ist ein Silvaner. Von der Gärung her befindet der sich ungefähr in der Mitte. Das heißt, wir hätten jetzt gerade so einen richtig schönen Federweißen. Da ist nur der Saft und Hefe. Und die vergärt momentan den Zucker zu Alkohol, wobei die schönen Aromastoffe entstehen, die wir später im Wein haben.
Das ist das Schöne an meinem Beruf. Jeden Morgen kontrolliere ich die Analysewerte und dann probiere ich aus jedem einzelnen Fass geschmacklich, ob die Gärung richtig verläuft. Fangen wir doch gleich mal an. Der hier schmeckt süß. Er hat so ein bisschen was von einem Obstkorb. Aber diese exotischen Früchte werden weniger oder diese Erinnerung an die exotischen Früchte. Und zum Schluss kommt dann fruchtig schmeckender, trockener Weißwein dabei heraus."

Dr. Klaus-Peter Heigel, Önologe, Iphofen

Schwefel im Wein: Was bewirkt er?

Doch was ist eigentlich mit Schwefel? Vielen Weinen wird Schwefel zugesetzt. Wieso das so ist, erfährt Reporterin Veronika Keller von Klaus-Peter Heigel.

"Das macht man nach der Gärung, um den Wein für die Lagerung vor Sauerstoff-Einfluss zu schützen. Aber die Mengen sind so gering, dass sie keinesfalls toxisch wirken."

Dr. Klaus-Peter Heigel, Önologe, Iphofen

Wein: gesund trotz Alkohol?

Die für viele interessanteste Frage ist wahrscheinlich, ob Wein auch gesund sein kann, trotz des Alkohols? Gibt es wissenschaftlich nachgewiesene, positive Effekte? Für Annegret Hager, Ernährungswissenschaftlerin des Verbraucherservice Bayern in Würzburg, lässt sich das nicht eindeutig mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten.

"Die wissenschaftliche Fachwelt vermutet, dass es vor allem für ältere Personen, die schon einen Herzinfarkt hatten oder mehrere Risikofaktoren dafür haben, positiv sein kann, wenn man regelmäßig kleine Mengen Wein trinkt.
Das geht aber dann mit dem Risiko zum Beispiel einer Krebserkrankung einher. Denn Alkohol ist ja ein Zellgift und muss von der Leber entgiftet werden. Und Leber und Gehirn sind, neben anderen Organe, diejnigen, die besonders stark vom Alkohol betroffen sind. Zusätzlich hat Alkohol auch eine ganze Menge an Kalorien, fast so viel wie Fett. Wenn ich also regelmäßig trinke, dann läppert sich da schnell einiges zusammen."

Dipl. oec. troph. Annegret Hager, Ernährungswissenschaftlerin, Verbraucherservice Bayern, Würzburg

Weingenuss: Wieviel Alkohol ist unbedenklich?

Wenn Alkohol, dann raten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die WHO zu risikoarmem Konsum. Für Frauen bedeutet das maximal 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag, für Männer maximal 20 bis 24 Gramm. In Weinmengen berechnet bedeutet das: 1/8 Liter für Frauen und ein 1/4 Liter für Männer, allerdings nicht jeden, sondern höchstens an fünf Tagen pro Woche.
Warum sich die Mengen bei Frauen und Männern so unterscheiden, liegt daran, dass Frauen durchschnittlich leichter sind als Männer und weniger Enzyme haben, die den Alkohol abbauen.

 Wein und Essen: sinnvolle Kombination

Der Abschluss des schönen Tages ist ein leckeres mediterranes Buffet und dazu guter Wein. Warum es sinnvoll ist, den Genuss von Wein und Essen zu verbinden, hat gleich mehrere Gründe.

"Eiweiß und Fett im Magen bremsen einfach den Alkohol. Der fließt langsam durch den Magen und auch die Säuren im Alkohol, im Wein gehen nicht so auf die Schleimhäute."

Dipl. oec. troph. Annegret Hager, Ernährungswissenschaftlerin, Verbraucherservice Bayern, Würzburg

"Studien belegen, dass Menschen aus der Umgebung des Mittelmeers insgesamt gesünder leben. Die trinken ja oft Wein zum Essen, übrigens nur zum Essen oder hauptsächlich zum Essen. Und das würde ich auch empfehlen: In Gesellschaft zum Essen einen Wein trinken. Wenn dann gute Stimmung herrscht, ist das Leben doch wunderbar. Denn auch ein gutes Gespräch mit Freunden ist etwas Gutes für die Gesundheit. Wir haben hier in Franken den Silvaner. Der passt perfekt zu einem gemeinsamen Essen mit Fisch und gesundem Gemüse."

Andrea Wirsching, Winzerin, Iphofen

"Das Zusammensein mit Freunden wirkt in Bezug auf Alkohol zudem oft als Korrektiv. Manche trinken alleine gerne mal ein bisschen mehr oder über den Durst, quasi als Ersatz für Gesellschaft. Und so sollte es nicht sein."

Dipl. oec. troph. Annegret Hager, Ernährungswissenschaftlerin, Verbraucherservice Bayern, Würzburg

Dass Alkohol nicht gesund ist, wissen natürlich alle. Aber als gesunder Mensch darf man sich ab und zu Wein in Maßen gönnen. Und gemeinsam genießen ist fast immer schöner als alleine.


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