"jetzt red i" aus Dinkelsbühl Krankenhäuser in Not – Wie sicher ist unsere Gesundheitsversorgung?
Inflation, Fachkräftemangel, Energiepreise - es gibt viele Gründe, warum in Bayern etliche Krankenhäuser vor der Pleite stehen. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft schätzt: 80 bis 90% der 400 Krankenhäuser im Freistaat arbeiten defizitär.
Die Menschen in Dinkelsbühl haben Angst um ihr Krankenhaus. Der Klinikverbund ANregiomed, der Standorte in Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber und Ansbach betreibt, schreibt seit längerem rote Zahlen. Für das aktuelle Jahr wird ein Defizit von rund 32 Millionen Euro erwartet. Bei den Dinkelsbühlern schrillen deshalb die Alarmglocken. Sie fürchten, dass die 24-Stunden-Notfallversorgung eingespart werden könnte und die Notärzte in der Nacht deshalb deutlich längere Wege zurücklegen müssten. Dabei kommt es gerade bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen auf jede Sekunde an. Kampflos wollen sie das auf keinen Fall hinnehmen und haben bereits 14.000 Unterschriften für den Erhalt ihrer Klinik gesammelt.
Wer soll's richten?
So wie Dinkelsbühl geht es aktuell vielen Orten in Bayern. Die gestiegenen Energiepreise, höhere Personalkosten und die Inflation haben zahlreiche Kliniken in die Miesen gestürzt. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) fordert deshalb mehr Finanzhilfen vom Bund: „Der Bundesgesundheitsminister muss jetzt endlich handeln und verhindern, dass es wegen Finanzierungslücken zu einem Kliniksterben kommt.“ Die bayerische SPD dagegen macht auch die Staatsregierung für die Situation verantwortlich: „Krankenhausplanung ist Ländersache. Doch die CSU schürt lieber falsche Ängste, anstatt die Zukunft der Versorgung zu gestalten.“
Rettet die Krankenhausreform die bayerischen Kliniken?
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit seiner Krankenhausreform jetzt die Weichen für die Zukunft stellen: Die Kliniken sollen von ökonomischen Zwängen befreit werden, dafür sollen sie sich aber auch spezialisieren, nicht jedes Krankenhaus soll mehr alle Leistungen anbieten. Gerade kleinere Kliniken fürchten dabei auf der Strecke zu bleiben. Deshalb gibt es viel Kritik an den Reformplänen - besonders aus Bayern.
Droht Dinkelsbühl und anderen Krankenhäusern in Bayern das Aus? Was muss passieren, damit es auch in Zukunft kleinere Kliniken geben kann. Oder sind diese überhaupt sinnvoll? Was bringt die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach? Wie kann eine gute Gesundheitsversorgung – auch in ländlicheren Gebieten – gewährleistet werden?
"Einige Krankenhäuser werden die Auswirkungen der Reform im Jahr 2027 gar nicht mehr erleben, wenn Bundesgesundheitsminister Lauterbach sie weiter im Regen stehen lässt. Bayern hat zusammen mit anderen Ländern ein Soforthilfeprogramm gefordert – aber bislang vergeblich. Dabei ist der Bund für die Betriebskostenfinanzierung der Kliniken gesetzlich zuständig."
Judith Gerlach (CSU), Bayerische Gesundheitsministerin
"Krankenhausplanung ist und bleibt Ländersache! Es ist Aufgabe der Bayerischen Staatsregierung zu klären, welche Krankenhäuser in den Regionen gebraucht werden bzw. unverzichtbar sind. Davor duckt sie sich aber seit langem weg. Kommunen und Klinikträger werden allein gelassen, auch die versprochene Krankenhausmilliarde fehlt in Bayern. Wir brauchen die Klinikreform für eine bessere Vergütung, weg von den Fallpauschalen hin zu mehr Qualität und Transparenz sowie eine bessere Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung. Das Wichtigste ist: im Mittelpunkt steht der gesunde Mensch und nicht das belegte Bett!"
Ruth Waldmann (SPD), gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion
Darüber diskutieren bei „jetzt red i“ Bürgerinnen und Bürger live mit Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) und Ruth Waldmann (SPD), gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion. Ihre Meinung ist gefragt...
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HEIKO, Mittwoch, 13.März 2024, 21:45 Uhr
12. Deutsche Politik
Es ist traurig aber leider der Vergangenheit geschuldet aufwachen ist jetzt die Devise. Wir Einwohner der Gemeinden die den staat Kirchen etc. mit Haufen weiße Abgaben die Löcher stopfen werden nun abgehackt und können wenn wir in Richtung Rentenalter gehen abdanken da nichts in den Kassen ist. Aber jetzt Krankenhäuser dicht machen und lieber 50 Milliarden für eine Sache ausgeben die eigentlich die USA betrifft tolle Leistung.
Aber für eine flächendeckende Versorgung da fehlt die Kohle betrifft ja nur das eigene Land.
Regensburger, Mittwoch, 13.März 2024, 21:18 Uhr
11. Schöne neue Zeiten
Guten Abend, mir erscheint es als völlig absurd bzw. nicht verständlich, wieso früher jedes kleine Krankenhaus geführt werden konnte, dort Entbindungsstationen und autarke Finanzierungen möglich waren und heutzutage dies nicht mehr möglich sein kann??
Wo genau ist hier der Fortschritt? Was genau wird hier verändert zu Gunsten der Patienten?
Verantwortlich ist hier in Bayern in erster Linie die politische Führung der CSU, nicht der Bund, nicht die CDU, nicht die SPD und schon gar nicht die Grünen, da die in Bayern noch nie etwas zu melden hatten.
Jürgen Lippert, Mittwoch, 13.März 2024, 21:15 Uhr
10. Krankenhaus in Dinkelsbühl
Unser Premiumland Deutschland wird immer weiter heruntergefahren. Es war früher wesentlich aktraktiver in Dinkelsbühl zu leben, als heute. Keine Eisenbahnverbindung, kein Kino etc.. Jetzt noch das Krankenhaus. Wir würden jetzt als Rentner gerne wieder von Aschaffenburg zurück nach Dinkelsbühl ziehen. Alle unsere Freunde und Verwandte warnen uns jedoch vor der ärztlichen Versorgung. Unsere Entscheidungsträger leben in großen Städten und haben keine Vorstellungen von Älteren auf dem Lande. Die Kinder sind nicht mehr vor Ort und die alten Leute sind auf eine ärztliche Versorgung in der Nähe angewiesen.
Marion B., Mittwoch, 13.März 2024, 21:05 Uhr
9. Krankenhäuser
Als Patient sind mir die Rendite, die Vorstandsgehälter, die Boni, ...... völlig egal. Ich will ein Krankenhaus, in dem die Patienten und ihre Gesundheit im Vordergrund stehen und nicht die Gewinne! Normale Patienten können nicht ihren Chauffeur rufen, der sie überall hinfährt. Viele Menschen können sich lange und somit teure Taxifahrten gar nicht leisten.
Klaus Ordner, Mittwoch, 13.März 2024, 21:04 Uhr
8. Krankenhaäuser
Wir reden von Fallpauschalen und Vorhaltekosten! Die Politik - d.h. jeder vom Volk gewählte Politiker, sollte sich vor Augen halten, dass sie in erster Linie für alle Menschen verantwortlich sind um die Versorgung von kranken Personen möglichst Ortsnah zu erhalten. Die Politik muss einfach lernen das an den Staat geliehene Geld nicht Gießkannenförmig in vielen Bereiche auszuschütten, sondern in erster Linie auch FÜR die Menschen einzusetzen um deren Gesundheit zu erhalten