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"jetzt red i" aus Esselbach Streit um das Biosphärenreservat - Wem gehört der Spessart?

63 Jahre ist er nun alt - der Naturpark Spessart. Und er hat nun möglicherweise einen weiteren Karriereschritt vor sich: Der Spessart soll Biosphärenreservat mit UNESCO-Segen werden. Doch ganz reibungslos geht diese Entwicklung nicht vonstatten.

Stand: 10.11.2023

Uralte Eichen, mächtige Buchen, Lebensraum für geschützte Luchse, seltene Wildkatzen und fast ausgestorbene Urkäfer. Der Spessart ist eines der artenreichsten, größten und berühmtesten Waldgebiete Deutschlands. Um dieses besser zu schützen, soll – wenn es nach dem Willen vieler Lokalpolitiker, Umweltschützer und Anwohner geht – ein UNESCO-Biosphärenreservat eingerichtet werden.

"Dies ist eine alte Landschaft. Die gibt es gar nicht mehr; hier ist die Zeit stehen geblieben. Wenn Landschaft Musik macht: dies ist ein deutsches Streichquartett."

Kurt Tucholsky 1927

Teile des Waldes würden dann unter Schutz gestellt – wenn auch nicht so streng und umfassend wie in einem Nationalpark. Grundsätzlich wäre ein solcher Schritt möglich, das hat jetzt eine Machbarkeitsstudie ergeben.

Ist der Wald für alle da?

Doch das freut nicht alle. Schon 2017 brodelte es in der Region, als die Bayerische Staatsregierung plante, im Spessart einen dritten Nationalpark einzurichten. Damals scheiterte das Vorhaben am Widerstand der Bevölkerung. Und auch jetzt gibt es erbitterten Streit in der Region, in der auch die Menschen von und mit dem Wald leben, ihn seit jeher bewirtschaften und pflegen. Forstunternehmer fürchten um ihre Existenz, wenn der Wald strenger geschützt wird. Und viele Einheimische haben seit Generationen Holzrechte, dürfen sich kostenlos Brennholz aus dem Spessart holen. Sie befürchten, dass sie dieses Recht verlieren, wenn das Biosphärenreservat kommt. Eine Sorge, die auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), der für die Staatsforsten zuständig ist, teilt. Er ist deshalb gegen das Projekt und fordert „keine weiteren Waldstilllegungen“.

Naturschutz oder Gängelei?

Die Befürworter betonen – neben dem Naturschutz – die Chancen, die sie in dem Biosphärenreservat sehen. Besonders der Tourismus und die Vermarktung regionaler Produkte könnten davon profitieren. Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern, sagt: „Eine Biosphärenregion stärkt das gesamte Gebiet“ und fordert von Hubert Aiwanger, seine „Blockadehaltung“ aufzugeben.

Was wären die Vor- und Nachteile eines Biosphärenreservats im Spessart? Was würde die Einrichtung für die Energiewende bedeuten? Schließlich haben sich CSU und Freie Wähler vorgenommen, viele neue Windkraftanlagen auch in den Staatsforsten zu bauen. Was bedeuten die Pläne für die „Holzrechtler“? Geht beides: Natur schützen und Holz schlagen? Wem gehört der Spessart? 

Über diese und andere Fragen diskutieren bei „jetzt red i“ Bürgerinnen und Bürger live mit Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten, Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern.

"Das internationale Siegel „Biosphärenregion“ ist eine Riesenchance für den Spessart und die Region am Untermain. Die vom Land Bayern mitfinanzierte Machbarkeitsstudie zeigt klar, dass die örtlichen Gegebenheiten dafür passen. Die Initiative der politisch Verantwortlichen in den drei Landkreisen und der Stadt Aschaffenburg ist in der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden gefallen und wird vom BUND Naturschutz voll unterstützt. Ökologische, ökonomische und soziale Interessen können so unter dem gemeinsamen Leitbild einer nachhaltigen Regionalentwicklung gebündelt und Gelder des Freistaats in die Region geholt werden."

Richard Mergner, Landesvorsitzender BUND Naturschutz Bayern

"Waldpflege und nachhaltige Nutzung stabilisiert die Wälder! Keine weiteren Waldstilllegungen."

Hubert Aiwanger (FW), bayerischer Wirtschafts-und Staatsforsminister

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Klaus Brünner, Donnerstag, 30.November 2023, 10:24 Uhr

14. Biosphärenreservat - eine Generationenaufgabe

Eigentlich sollten Gegner und Befürworter eines solchen internationalen Schutzgebietssystems einmal gründlicher in der Bayerischen Verfassung nachlesen, was da über den Schutz des Waldes und seiner Bewohner drinnen steht.: Der Artikel 141.1 der Bayerischen Verfassung fordert den Staat und jeden Einzelnen Bürger, aber auch Körperschaften des Öffentlichen Rechts (wie die Bayerischen Staatsforsten) auf sich nachhaltig für die Wälder und auch für die Mitgeschöpfe sich einzusetzen.
Dieser Artikel geht in seiner Grundform 1986 auf den damaligen Ministerpräsidenten Dr. Franz-Josef Strauß zurück.
Das bestehende NATURA-Netz mit ca. 27.000 Schutzgebieten in ganz Europa ist 1992 von den Europäischen Staaten ins Leben gerufen und unterzeichnet worden. Es war die Europäische Antwort auf die weltweite Konferenz in Rio 1992 zur Biodiversität der Vereinten Nationen
Mit Interesse an der Erhaltung unserer Bayerischen Heimatlandschaft auch für unsere kommenden Generationen, sollten wir das wissen.

Petra Anja Brand , Mittwoch, 29.November 2023, 23:02 Uhr

13. Ein Viertel aller Arten im Spessart ist bedroht

Der Spessartwald ist auch - aber nicht nur Holzlieferant, sondern auch Lebensraum für die verschiedensten Lebewesen.
Und alle hier heimischen Bewohner haben ein gewisses Anrecht auf den Erhalt ihrer Umwelt. Aber ein Viertel aller Arten im Spessart ist bedroht!
Wir vergessen leicht, alle dienen einem Zweck: das Waldleben zu bereichern und unser Ökosystem zu erhalten.
Wem gehört der Spessart?
Immer den nächsten Generationen aller Lebewesen!

Regina Wehrenfennig , Mittwoch, 29.November 2023, 21:41 Uhr

12. Aiwanger und Süddeutsche

Habe die Sendung verfolgt und lese gerade den Kommentar der Süddeutschen: Aiwanger der Störenfried.
Ist die Süddeutsche auf Kriegsfuß mit Aiwanger?

Carolina Huhn, Mittwoch, 29.November 2023, 21:28 Uhr

11. Moderation

Ich finde als Moderator oder Moderatorin sollte man eine Sendung neutral begleiten und sich mit der eigenen Meinung im Hintergrund zurückhalten. Ich frage mich jedes mal, wenn ich red i verfolge ob Herr Schöberl (der Moderator) mit Herrn Aiwanger befreundet ist, oder wieso stellt er sich auffallend stumpf hinter seine Bierzeltparolen?

Hartwig Brönner, Mittwoch, 29.November 2023, 21:15 Uhr

10. Wem gehört der Spessart

Herr Aiwanger spaltet mit seinen überzogenen Argumenten und Einwürfen zu gesperrten und durch Käfer verseuchten Wäldern die Region, nicht die sachliche, regionale Diskussion auch mit gegenteiligen Meinungen. 97% der Fläche bietet nach wie vor für alle Nutzungsformen viele bewährte, traditionelle und auch neue Perspektiven, vorallem auch für unsere Folgegenerationen. 3% Fläche (Kernzonen) als alleiniges Streitthema zu polarisieren ist ein Armutszeugnis für die Spessartregion. Der Spessart gehört allen Bürgern, 3% alleine für die Natur zu bewahren, sollte uns eine Biosphärenregion wert sein.