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Clint Eastwood Vom Italo-Western zum gefeierten Alterswerk

Clint Eastwood startete als Darsteller harter, lakonischer Männer, heute ist er Regisseur und Oscarpreisträger. Sein neuester Film "J. Edgar", ein Biopic über den ehemaligen FBI-Chef Hoover, kommt 2012 ins Kino.

Stand: 27.07.2011 | Archiv

Clint Eastwood ist heute der Inbegriff einer lebenden amerikanischen Legende. Weltberühmt sind die Leinwandhelden, denen er ein Gesicht und Stimme gibt, hoch geachtet die Filme, die er dreht. Doch so mühelos, wie seine ruhmreiche Karriere aus heutiger Sicht erscheint, war sie nicht immer.

Anfänge beim Fernsehen und Italo-Western

Eastwood als Westernheld

Clint Eastwood kommt am 31. Mai 1930 in San Francisco zur Welt, er wächst in Kalifornien auf. Nach der High School arbeitet er als Holzfäller und Stahlarbeiter, nach dem Militärdienst 1951 als Ausbilder der US Army. Ein befreundeter Kameramann bringt Eastwood erstmals in Kontakt mit den Universal Studios. Doch nach einigen kleinen B-Filmen wendet er sich ab von der Traumfabrik und sucht sein schauspielerisches Glück im Fernsehen und in Übersee. In der erfolgreichen Western-Fernsehserie "Rawhide" ergattert Eastwood dann im zweiten Anlauf auch die Hauptrolle, während er fast gleichzeitig in Italien seine Filmkarriere anschiebt. Der Italo-Western bringt für ihn den großen Durchbruch. Sergio Leones "Dollar-Trilogie" ("Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Für ein paar Dollar mehr" (1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966) macht Eastwood zum Weltstar und prägte sein Image: hart, lakonisch, trotzdem sympathisch.

Prototyp des zynischen Helden - "Dirty Harry"

Durchbruch als "Dirty Harry" Callahan

Er schafft nach seinen Westernhelden eine weitere Figur, die alsbald Kultstatus erlangte: den Inspektor Harry Callahan, auch bekannt als "Dirty Harry" - ein einsamer, fanatischer "law-and-order-man", den er zwischen 1971 und 1988 insgesamt ganze fünfmal verkörperte. Eastwood wurde selbst als Inbegriff der Attribute seiner Figuren wahrgenommen - ein einsamer Wolf, kühl, schlau, zynisch. Seine Karriere als Darsteller geht seitdem steil bergauf. Anfang der 70er Jahre ist Eastwood der populärste Schauspieler Amerikas.

Zweite Karriere als Produzent und Regisseur

Filmografie (Auswahl):

2012 J. Edgar
2010 Hereafter - Das Leben danach
2009 Invictus - Unbezwungen
2008 Gran Torino
2008 Changeling
2006 Letters from Iwo Jima
2006 Flags of our Fathers
2004 Million Dollar Baby
2003 Mystic River
2000 Space Cowboys
1995 Die Brücken am Fluss
1992 Erbarmungslos
1988 Bird
1983 Dirty Harry kommt zurück
1982 Honkytonk Man
1971 Dirty Harry
1966 Zwei glorreiche Halunken
1965 Für ein paar Dollar mehr
1964 Für eine Handvoll Dollar

Die Filme, bei denen Eastwood selbst Regie führt - und die er im Übrigen seit 1969 mit der eigenen Produktionsfirma umsetzt - , haben allerdings wenig mit seinem coolen, harten Schauspieler-Image zu tun. "Honkytonk Man" (1982) ist der melancholische Abgesang auf einen todkranken Country-Sänger, "Bird" (1988) ein Porträt des legendären Bebop-Saxophonisten Charlie Parker. Apropos Musik, die Musik zu seinen Filmen schreibt Eastwood darüber hinaus als Komponist natürlich selbst. Zum großen Triumph wird Eastwoods Rückkehr zum Western im Jahr 1992: "Erbarmungslos", ein Anti-Western, räumte einen Golden Globe und gleich drei Oscars ab - unter anderem in den wichtigsten Kategorien "Beste Regie" und "Bester Film". Einige Jahre später überrascht er mit dem Drama "Die Brücken am Fluss" mit einer zarten Liebesgeschichte - laut Süddeutscher Zeitung ein "weiteres Beispiel dafür, wie intelligent der Regisseur Eastwood den Star Eastwood analysiert und unterminiert".

Höchste Auszeichnungen

Die Goldene Palme für sein Lebenswerk 2009

1996 wird Eastwood in die erlauchte Gesellschaft der mit einem "Life Achievement Award" Geehrten aufgenommen, zu denen nur die wahren Filmgrößen geören - unter ihnen Bette Davis, Orson Welles, Alfred Hitchcock, Gregory Peck, John Huston oder Fred Astaire. Doch statt sich zur Ruhe zu setzen, spielt und dreht Clint Eastwood weiterhin. Ob seine Charakterdarstellungen ("In the Line of Fire", "Ein wahres Verbrechen"), Thriller ("Absolute Power", "Blood Work") und 2003 schließlich das beklemmende Drama "Mystic River" - das von der Kritik gefeierte Alterswerk des nun bald 80-Jährigen zeigt, dass Eastwood immer für Überraschungen gut bleibt. Er schafft es, sich erfolgreich den kommerziellen Vorgaben der großen Filmindustrie zu entziehen und ist damit sehr erfolgreich.

Oscar-Regen für "Million Dollar Baby"

Clint Eastwood und Hilary Swank in "Million Dollar Baby" (2004)

2005 räumt der Regisseur, Schauspieler und Produzent richtig ab: Sein Film "Million Dollar Baby" erhält Oscars in den Kategorien "Bester Film", "Beste Regie", "Beste Hauptdarstellerin" und "Bester Nebendarsteller". Clint Eastwoods Meisterwerk, das übrigens nur 30 Millionen Dollar kostete, hat die Ehrungen mehr als verdient. In "Million Dollar Baby" betreibt er als einsamer, enttäuschter Trainer und früherer Boxer Frankie Dunn ein schäbiges Box-Studio in Downtown L.A., in dem sowohl sein Kompagnon und Hausmeister Scrap (Morgan Freeman) als auch Maggie (Hilary Swank), täglich ein- und ausgehen. Dunn beginnt nach anfänglichem Hadern Maggie zu trainieren, führt das Naturtalent zu großen Erfolgen. Nach einem tragischen Unfall bei einem Boxkampf, vertieft sich ihre Vater-Tochter-Beziehung.

Produktiver Geist mit vielen Projekten

2009 landete der Altmeister wieder einen Erfolg. Sein Drama "Der fremde Sohn" über einen authentischen Fall von Polizeikorruption und Kindesentführung im Kalifornien von 1928 wurde für mehrere Oscars nominiert. Und Eastwood selbst verabschiedet sich - zumindest bis dato - in "Gran Torino" als Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion auf grandiose Weise von der großen Leinwand. Fortan will der 1930 Geborene nur noch im Regiestuhl sitzen.

Müheloser Genrewechsel

Spannende Biografie eines Machtmenschen: "J. Edgar" mit Leonardi DiCaprio (rechts)

Mit seinem Projekt "Invictus" über Nelson Mandela mit Morgan Freeman und Matt Damon in den Hauptrollen brachte der Altmeister einen ungewöhnlichen Mix aus Biopic und Sportfilm in die Kinos, der einmal mehr Eastwoods Fähigkeit beweist, mühelos zwischen allen Genres zu wechseln. In "Hereafter - Das Leben danach", einem klassisch inszenierten Mystery-Drama, ging er 2010 der Frage nach, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. "J. Edgar", ein Biopic mit Leonardo DiCaprio und Naomi Watts über den ehemaligen FBI-Chef Edgar J. Hoover kommt 2012 ins Kino. Wir dürfen also gespannt bleiben, was dieses Ausnahmetalent in den hoffentlich noch vielen nächsten Jahren auf die Leinwand zaubert.


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