Meerweibchen Stuck oder nicht Stuck - das ist hier die Frage
Die mythologische Darstellung eines 'Meerweibchens' trägt auf der Leinwandrückseite den Namen 'Franz Stuck'. Aber stammt das Bild aus den 1890er Jahren wirklich von dem Münchner Malerfürsten?
Dieses Bild ist einer der interessanten Fälle, wo sich die Beglaubigung der Autorenschaft auch finanziell wirklich lohnen könnte: wäre das vorliegende Bild von der Hand des Franz Stuck, so läge sein Marktwert bei etwa 30.000 Euro. Doch hat es der berühmte Münchner Malerfürst des Symbolismus überhaupt eigenhändig gemalt?
Einige anatomische Ungenauigkeiten sprechen dagegen: die perspektivische Verkürzung der rechten Hand des Meerweibchens im Wasser erscheint ungelenk. Und: dieses Motiv ist zwar im Oeuvre Stucks früh überliefert, aber ungewöhnlich ist der Bildträger, die nicht aufgezogene Leinwand, das Segeltuch. Skeptisch macht auch der sehr lockere, ja lose Farbauftrag. Vor allem aber ist es die ominöse rechte Hand des Mannes, die die originale Autorenschaft Franz Stucks zweifelhaft erscheinen lässt. Stuck war nämlich hochberühmt für seine Zeichenkunst. Und ein übergroß geratener Zeigefinger ist dafür kein guter Beleg.
Andererseits: vielleicht diente das vorliegende Bild nur zur Dekoration eines der vielen, berühmt-berüchtigten Münchner Künstlerfeste, als vorübergehender Schmuck über einer Tür? Das extreme Querformat spricht für seine Bestimmung als Supraporte. Und auch die lose Leinwand, der so genannte Canvas, wäre dadurch zu erklären. Logisch wäre damit auch, dass es keine Signatur trägt. Oder liegt der Fall noch ganz anders: stammt diese, die Phantasie anregende Nymphe zwar motivisch von Franz Stuck, in ihrer handwerklichen Ausfertigung aber aus der Werkstatt des Malerfürsten oder dem Werkstattumkreis?
Fakten:
- Geschätzter Wert: 3.000 bis 30.000 Euro
- Datierung: 1890er Jahre
- Herkunft: München
- Künstler: Franz Stuck (?)
- Sendung vom 26. Mai 2012