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Herkules Römischer Gott mit Bärenkräften

Politisch hoch aktuell zeigt sich der deutsche Impressionist Max Liebermann mit seiner Lithographie 'Herkules erschlägt den russischen Bären', die um 1914 in einer 30er-Auflage erschienen ist.

Stand: 06.08.2012 | Archiv

Herkules: Die komplette Beratung noch einmal sehen

Dass es sich hier um ein programmatisches Blatt handelt, macht Max Liebermann in seiner Bildunterschrift klar: "Hercules = Hindenburg. Erschlägt den russischen Bären". Paul von Hindenburg, damals Generalleutenant, tritt hier in Gestalt des griechisch-römischen Gottes Herkules auf, der einen Bären mit seinem Schwert zu töten droht. Möglicherweise ist dieses Motiv eine Anspielung auf die Schlacht von Tannenberg im Jahr 1914, bei der die deutsche Armee die russische zurückschlug.

Aber wie ist dieses Blatt zu deuten? Zeigt Max Liebermann hier eine kritische Haltung gegenüber dem Kriegstaumel, der das deutsche Volk unter der Führung Kaiser Wilhelms II und Hindenburgs erfasst hatte? Als deutscher Jude müsste er dem deutschen Nationalismus doch per se kritisch gegenüber gestanden haben... Oder hält Liebermann den Militär Hindenburg tatsächlich für einen Helden und setzt ihn, ohne jede Ironie, mit Herkules gleich? Dafür spricht, dass er 1914 ein ähnliches Motiv in Paul Cassirers patriotischer Zeitschrift 'Kriegszeit' veröffentlicht hat und dass er - anfangs - diesen Krieg nachweislich begrüßte.

Max Liebermann gehört mit Lovis Corinth und Max Slevogt zu den Hauptprotagonisten des deutschen Impressionismus. Im Gegensatz zu den französischen Impressionisten sind die deutschen auch an politischen und gesellschaftlichen Inhalten interessiert. Dabei gerät Max Liebermann immer wieder zwischen die Fronten. Schon 1927, als Liebermann ein offizielles Ölportrait des Generalfeldmarschalls Hindenburg anfertigt, stellt man die Frage: darf ein Jude das?

Im Mai 1933, am Tag der nationalsozialistischen Bücherverbrennung, legt er sein Amt als Präsident der Akademie der Bildenden Künste Berlin nieder, bevor die Nazis ihm zuvor kommen können. Schon im Januar des gleichen Jahres hatte er, angesichts eines nationalsozialistischen Aufmarschs, diesen viel zitierten Satz gesagt: „Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 400 bis 500 Euro
  • Herkunft: Berlin
  • Datierung: um 1914
  • Künstler: Max Liebermann
  • Sendung vom 11. August 2012

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