Aufbau und Dekoration dieses prächtigen Neu- oder Neorenaissance-Schranks sprechen eine unterschiedliche Sprache. Denn seine äußere Gliederung ist klassisch barock: Sockel, Korpus, Kranzanschluss. Seine Dekoration übernimmt er aber aus noch früherer Zeit: der Renaissance. Diese Kombination zweier vergangener Stilepochen ist typisch für den Historismus, also das 19. Jahrhundert.

Die Dekoration des Schranks zeigt ein 'Bacchanal', also eine Orgie von Satyren, Mänaden und Knaben. In einem altdeutschen Haushalt des 19. Jahrhunderts wäre eine solche Freizügigkeit kaum möglich gewesen. Sowohl die feine Schnitzerei als auch das Material - Nussbaumholz mit grünen und schwarzen Adern - weisen nach Frankreich. Möglicherweise wurde der Schrank später nach Dresden verkauft: der französische Hofstil war in Sachsen besonders beliebt.