Andachtsbild Kruzifix Zurückgelassen auf der Flucht
Dieses auf der Flucht zurückgelassene, böhmische Kruzifix, seriell hergestellt zwischen dem Ende des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts, wurde zum zentralen Teil eines Andachtsobjekts aus dem Erzgebirge.
Das Kruzifix bezeugt die dramatischen Umstände, unter denen Menschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat aufgeben mussten, um sich zu retten: es wurde von einer Flüchtlingsfrau aus Böhmen bei einem Pfarrer zurückgelassen, der ihr für kurze Zeit eine Herberge geben konnte - der Vater des heutigen Besitzers.
Nachdem die unbekannte Frau nicht zurückgekehrt war, um das Kruzifix wieder an sich zu nehmen, hat der Pfarrer es zu einem Andachtsobjekt erweitert. Es zeigt nun symbolisch die Geburt Christi, den Verrat und die Kreuzigung selbst: als lebendiger Ausdruck von Volksfrömmigkeit. Hahn und Katze zu beiden Seiten des Gekreuzigten hatte er – nach Vorbild der erzgebirgischen Figuren seiner Heimat - selbst dazu geschnitzt. Der Hahn spielt auf die Passionsgeschichte an ("Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen").
Das Kruzifix selbst stammt wohl aus Böhmen und wurde Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt. Solche Figuren werden bis heute seriell gefertigt. Nach den Vorstellungen der heutigen Besitzer wird dieses Andachtsbild einmal öffentlich zu sehen sein und als eindrückliches Denkmal an die vielen Schicksale der Flüchtlinge des Zweiten Weltkrieges erinnern.
Fakten:
- Ideeller Wert
- Datierung: Ende 19. Jahrhundert / Mitte 20. Jahrhundert
- Herkunft: Böhmen / Erzgebirge
- Sendung vom 2. November 2013