Christusbild Mühlstein am Hals
Die Leiden Christi haben von jeher die Phantasie der Menschen beflügelt, besonders in Klöstern: von dort stammt wohl auch dieses Bild vom 'Christus auf dem Dreikant', gemalt im 18. Jahrhundert.
Zu sehen ist ein gefesselter, gemarteter Christus in einem Kerker unter dem Haus des Pilatus. Ein Mühlstein hängt um seinen Hals und er sitzt auf einem Dreikantholz, aus dem Eisenspieße ragen. Unvorstellbares Leid muss er ertragen, nur ein einziger Lichtblick kann Hoffnung machen: von links oben erscheint ihm ein Engel mit einer Schriftrolle, auf der geschrieben steht: "Am Jüngsten Tage wird alles offenbar sein".
Angeblich ist diese Szene dem Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux erschienen. Denn er galt als der einzige Mensch, der stark genug gewesen ist, das Leiden Christi mit anzusehen. Alle anderen hätten die Augen davor verschließen müssen und wären erst am Jüngsten Tage in der Lage gewesen, dieses Leidens offenbar zu werden, wie es der Engel dem Mönch verkündet hatte.
Gerade in Klöstern wurde viel über die Leidensgeschichte Christi nachgedacht, meditiert und phantasiert, so dass sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Erzählungen darum rankten. Die ersten Aufzeichnungen über die 'geheimen Leiden' stammen aus dem 15. Jahrhundert. Geheim insofern, als dass sie nicht in der Bibel erwähnt sind. Die Ausschmückungen der Leidensgeschichte sind bis ins 18. Jahrhundert gepflegt worden. Der hier vorgestellte, so genannte 'Christus auf dem Dreikant' gehört in diese Tradition.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 200 bis 300 Euro
- Herkunft: Bayern
- Datierung: 18. Jahrhundert
- Sendung vom 26. Mai 2012