Jesuskind-Skulptur Ein glücklicher Flohmarktfund
Das Jesusknäblein ist nackt, sein rundes Köpfchen von Locken umkränzt: eine anrührende und anatomisch wirklichkeitsgetreue Darstellung des Gotteskindes aus der Zeit um 1550.
Für diese Datierung spricht vor allem seine Lockentracht. Es fällt auf, dass die Skulptur aus Alabaster nur in der Brustgegend und bis zum Knie farbig gefasst ist. Wahrscheinlich waren die unbemalten Stellen früher von Stoff verhüllt. Es ist auch denkbar, dass das Kind übers Kirchenjahr hinweg - als Weihegabe - immer wieder neu und lithurgisch passend eingekleidet wurde.
Solche Jesuknäblein stellte man seit dem späten 15. Jahrhundert als Teil des Weihnachtsbrauchtums auf die Altäre. Anfang des 16. Jahrhunderts sind sie aber auch in Klöstern und in bürgerlichen Haushalten zu finden. Wahrscheinlich stammt die Figur aus dem heutigen Württembergisch Franken, einer Region mit hohem Alabastervorkommen.
Empfehlenswert wäre eine Restaurierung der Figur: nicht so sehr wegen des fehlenden Heiligenscheins, sondern wegen der abplatzenden Fassung. Der Gang zum Restaurator lohnt sich in jedem Fall: seit die Figur vor 30 Jahren auf einem Flohmarkt für nur 100 DM erstanden wurde, hat sich ihr Wert vervielfacht.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.000 Euro
- Herkunft: Süddeutschland
- Datierung: um 1550
- Sendung vom 18. Februar 2012