Näh-Etui Doppelt genäht hält besser
Mit diesem edlen, teils goldenen Nähetui aus dem Pariser Goldschmiedehaus Aucoc, gefertigt um das Jahr 1850, konnte eine höhere Tochter gut ausgestattet in die Ehe gehen.
Auf dem Deckel dieses Näh-Etuis aus Elfenbein ist eine Chiffre mit dem Monogramm 'EC' und, darüber, einer französischen Marquis-Krone zu sehen. Der Inhalt des Etuis ist komplett erhalten. Seine teils goldene Ausstattung besteht aus Nadelbüchse, Schere, Fingerhut, Durchziehnadel für breite Bänder, einer Ahle zum Stechen von Knopflöchern und einem Drehbleistift.
Eine Marke am Rand des Etuis verrät den Hersteller: es ist das Pariser Familienunternehmen Aucoc, gegründet im Jahre 1821. Louis Aucoc (1850 bis 1932) machte es dann zu einem der führenden Juweliers- und Goldschmiedehäuser des Art Nouveau, also des Jugendstils. Es hatte auch einen berühmten Lehrling: René Lalique erhielt dort von 1874 bis 1876 seine Ausbildung.
Das Haus ist bekannt für feinste Waren. Dieses Nähetui im Stil des Zweiten Rokoko (Historismus) konnte sich nur eine sehr begüterte Schicht leisten. Gern wurden solche Etuis den höheren Töchtern als Mitgift in die Ehe gegeben, wenn auch mehr zur Dekoration als zur regelmäßigen Verwendung. Doppelt genäht hält besser: neben einem alltäglichen, besaß man ein solches, um zu zeigen "Ich hab's auch noch in Gold".
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.200 bis 1.500 Euro
- Datierung: um 1850
- Herkunft: Paris
- Hersteller: Aucoc
- Sendung vom 16. November 2013