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Neorenaissancebecher Trinken wie die Fürsten

Es waren wohl die Prunkstücke eines Neorenaissancezimmers: diese beiden Becher im Stile der Renaissance, gefertigt um die Jahre 1890 / 1895.

Stand: 12.02.2014 | Archiv

Neorenaissancebecher: Die komplette Beratung noch einmal sehen

Der Kugelfußbecher, der auf drei Kugeln steht, zeichnet sich durch seine besonders schön ausgetrieben Ornamente aus. Dieses so genannte Roll- und Beschlagwerk wurde um 1570 von Cornelis Floris und Cornelis Bosch erfunden und bis ins 17. Jahrhundert hinein häufig verwendet.

Der innen vergoldete Silberbecher erscheint wie ein Becher des 17. Jahrhunderts, seine Stempel verweisen ihn aber ins 19. Jahrhundert: Hier bürgt die Reichsstemplung, eingeführt ab 1888, für einen Silber-Feingehalt von '800', der eingestempelte Halbmond steht für massives Silber und die Krone symbolisiert das Deutsche Reich.

Sollte er in einer der Silberwarenfabriken, etwa in Hanau, gefertigt worden sein, hätte auch die Fabrik gestempelt. Auch dies lässt darauf schließen, dass er wohl in aufwändiger Handarbeit gefertigt worden ist; allerdings fehlt der Stempel eines Goldschmieds. (Geschätzter Wert: 350 bis 400 Euro)

Am zweiten vorgestellten Becher, einem so genannten Akeleibecher, dessen Kelch in Blütenform ausgearbeitet ist, fehlt sogar jede Marke. Auch er ist kein Stück des 17. Jahrhunderts, sondern entspricht ebenso dem am Ende des 19. Jahrhunderts beliebten Neorenaissancestil. Innen und außen wurde er galvanisch vergoldet und mit einem Silberblumenstrauß, dem so genannten Nürnberger Schmeck, bekrönt. (Geschätzter Wert: 500 bis 600 Euro).

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 850 bis 1.000 Euro
  • Datierung: 1890 / 1895
  • Sendung vom 15. Februar 2014

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