BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Barocke Hausmadonna Modische Mutter Gottes

Mit den Puffärmeln ihres bürgerlichen Kleides, der Gürtelschnalle, den Miedersäumen und ihrem schönen Dekolleté entspricht diese südwestdeutsche Madonna den modischen Vorstellungen ihrer Zeit um 1610.

Stand: 20.07.2012 | Archiv

Hausmadonna: Die komplette Beratung noch einmal sehen

So modisch ihr Kleid auch ist - der 'gotische' Schwung, der ihren ganzen Körper S-förmig durchfährt, das Idealtypische ihres Gesichts, die Erhabenheit ihrer Haltung und nicht zuletzt der Jesusknabe auf ihrem Arm, dargestellt als Weltenherrscher, weisen sie als eine religiöse, anbetungswürdige Frauengestalt aus. Eine Figur, die beides vereint: das Religiöse und das Weltliche. Der unbekannte Künstler konnte sich die Freiheit nehmen, dieser Madonna weltliche, ja städtische Züge zu verleihen. Wahrscheinlich hat er sie für ein bürgerliches oder gar höfisches Ambiente geschnitzt: als Hausmadonna.

Die Gesichter von Maria und Christuskind, ihrer beider Lockenpracht und die Gewänder verorten die Figur in den südwestdeutschen Raum, nach Oberschwaben oder in die Bodenseeregion. Modisch entsprechen die Gewänder dem Stil der Spätrenaissance, also der Zeit des beginnenden Barock, auch als Manierismus bezeichnet. Erst im jetzigen Zustand, nach dem Verlust der einst farbigen Fassung, sind die eingefügten Stücke aus Lindenholz zu erkennen.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 5.000 bis 7.000 Euro
  • Datierung: um 1610
  • Herkunft: Südwestdeutschland
  • Sendung vom 21. Juli 2012

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