Kruzifix Armer Christus ohne Kreuz
Eine kleine, aber sehr feine Arbeit des Hochbarock: dieser Christus, ehemals komplett mit Arm und Kreuz, wurde im Würzburger Raum um 1750 geschnitzt.
Es handelt sich bei diesem Christus ohne Kreuz um eine fein ausgearbeitete Figur mit ausdrucksstarkem Antlitz. Leider ist auch der rechte Arm verloren gegangen. Sein athletischer Körper zeigt anatomische Details wie Adern, Sehnen, Barthaare, die ihn sehr menschlich und – auch in der Stunde des Todes - lebendig erscheinen lassen.
Typisch für diesen hochbarocken Typus ist das Lendentuch, das, an einer Kordel befestigt, einen Teil des Oberschenkels sichtbar lässt. Anhand dieses Details lässt sich der inzwischen einarmige Christus auf die Zeit zwischen 1700 und 1750 datieren.
War er als Bozzetto, also als ein Modell für ein größeres Kruzifix gefertigt worden oder als Andachtsobjekt für einen Hausaltar? In dem feinmaserigen Holz, einem Obstholz, zeigt sich die Meisterschaft des Bildhauers und lässt vermuten, dass es sich bei diesem Kruzifix um ein eigenständiges Objekt handelt.
Wahrscheinlich stammt der unbekannte Meisterschnitzer ebenso aus dem fränkischen Raum wie die beiden bekannten Bildhauer Johann von der Auwera und Peter Wagner. War der Schöpfer dieser Christusfigur vielleicht einer ihrer Schüler? Im Fränkischen gab es zu jener Zeit einen großen 'Pool' innovativer Bildhauer mit breiter Ausstrahlung.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 2.000 bis 3.000 Euro
- Datierung: um 1750
- Herkunft: Würzburg (oder Umgebung)
- Sendung vom 8. Dezember 2012