Carteluhr Zeitmessung à la française
Täuschend echt wurde diese Carteluhr ihrem französischen Vorbild zwischen 1774 und 1793 nachgebaut – doch nicht in Bronze, sondern in Holz, wie es in Süddeutschland und Österreich üblich war.
Das 'Als ob' hat Menschen schon immer fasziniert: die Nachahmung eines Materials durch ein anderes. In diesem Fall ist es Bronze, die durch die Vergoldung des Holzes vorgetäuscht wurde. Besonders eindrucksvoll ist dies an den geknickten Bändern gelungen, an denen durch den Wechsel von Matt- mit Glanzvergoldung optisch eine metallische Härte entstanden ist, die der von feuervergoldeter Bronze täuschend ähnelt.
Die beiden Glocken ihres Schlagwerks lassen diese Carteluhr sehr angenehm klingen. Darüber hinaus bringt sie mit ihrem großen Ziffernblatt in einem kartuschenförmigen Gehäuse die Mode des Louis-Seize-Stils in den Alpenraum.
Dieser Uhrentypus hing immer an der Wand, oft zusammen mit einem gleich geschaffenen Gehäuse, das dann aber - statt mit einer Uhr - mit einem Thermometer und einem Barometer ausgestattet war: eines hing rechts und eines links auf der Täfelung. Denn das Rokoko und überhaupt das 18. Jahrhundert liebte die Symmetrie, ganz gleich ob in Frankreich oder in Deutschland.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 2.500 bis 3.000 Euro
- Datierung: 1774 bis 1793
- Herkunft: Süddeutschland oder Österreich
- Sendung vom 16. Juni 2012