BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Ilana Shafir, Holocaust-Überlebende und Künstlerin Mein Paradies aus Scherben

"Eine Verkettung von Wundern" nennt es die 90-jährige Ilana Shafir, dass sie als jüdische Jugendliche dem Holocaust in Jugoslawien entkommen konnte. Ihr Leben lang von Krieg verfolgt, rettet sie sich in die Welt ihrer Kunst. Mitten im israelischen Krisengebiet hat sich Ilana einen Paradiesgarten gebaut, in dem es "nichts Böses" gibt.

Stand: 20.03.2023 | Archiv

Ilana Shafir wächst in einer heilen Welt auf. Mit ihrer deutsch-stämmigen Familie lebt sie in Jugoslawien, fühlt sich im Multi-Kulti ihrer Heimatstadt Sarajevo zu Hause und träumt davon, einmal Künstlerin zu werden.

Filminfo

Originalitel: Mein Paradies aus Scherben (D, 2015)
Regie: Anna Katrin Schneider
Redaktion: Fatima Abdollahyan
Länge: 44 Min.

Doch kurz nach ihrem 17. Geburtstag marschieren die deutschen Nationalsozialisten ein. Ilanas jüdische Familie kann in letzter Sekunde fliehen und taucht in einem Bauerndorf unter.

"Die Steine sprechen zu mir!". An einem Mosaik arbeitet Ilana oft viele Monate.

Gegen die Verzweiflung, die sich um sie herum breitmacht, kämpft Ilana mit ungebrochenem Optimismus und hält an ihrem Traum von einer Künstlerkarriere fest. Sie erschafft sich eine eigene Welt, improvisiert ihre Bilder aus allem, was sie finden kann. Die Kunstschätze ihrer bewegenden Lebensgeschichte schlummern bis in riesigen Schubladen.

Ilana ist 90 Jahre alt, lebt im Süden Israels und sieht die Dinge immer noch "ein bisschen anders", wie ihre Schwester sagt. Regelmäßig ertönt Raketenalarm, doch Ilana sitzt seelenruhig im Atelier hinter ihrem Haus und setzt Scherbe um Scherbe zusammen.

Ihre Methode, aus Zerbrochenem großwandige Mosaike zu machen, hat ihr weltweit Anerkennung gebracht.

Bis zu ihrem Tod 2014 tüftelt sie täglich an ihrem Lebenswerk: Einer paradiesischen Gartenoase, in der es "nichts Böses gibt".

Regiestatement der Autorin Anna Katrin Schneider

Als Ilana anfing, mir ihre Geschichte zu erzählen, verstand ich, dass es etwas geben muss, dass stärker ist, als all die Steine, die sich im Lauf des Lebens auf ein Herz laden können: Sie sprach von zersplitterten Fenstern und explodierten Brücken, von ihren gebrochenen Eltern und ihrer auseinandergerissenen Familie. Dann stand sie auf, ging auf wackeligen Beinen in ihr Atelier, packte einen drei Kilo schweren Hammer und schlug mit ungeahnten Kräften auf einen Felsbrocken ein - ein Lächeln auf dem Gesicht. Der Film will Ilanas Geheimnis auf die Spur kommen. Inzwischen ist Ilana von dieser Welt gegangen. Wir sind froh und dankbar, ihr begegnet zu sein, sowie darüber, dass sie ihre Geschichte und die Lebenserfahrung aus neunzig Jahren mit uns geteilt hat. Alles hat sie natürlich nicht verraten. Manchmal lächelt sie mich noch augenzwinkernd an.


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