Lebenslinien - Kinder-Bestsellerautor aus Franken Paul Maar - Das Sams und ich
Paul Maar ist einer der beliebtesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Seine Kindheit ist geprägt vom frühen Tod der Mutter und dem vom Krieg traumatisierten Vater. Ohne seine Frau Nele wäre aus dem Sohn eines Handwerksmeisters aus Schweinfurt nie der Erfinder des "Sams" geworden. Dass ausgerechnet die wichtigste Person in seinem Leben an Alzheimer erkrankt, ist für den 85-jährigen Paul die größte Herausforderung in seinem Leben.
Paul wird 1937 in Schweinfurt geboren, nur sieben Wochen später stirbt seine Mutter. Sein Vater heiratet wieder, die Stiefmutter schließt den feinfühligen Bub sofort ins Herz. Paul ist zehn Jahre alt, als sein Vater völlig verändert aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt.
Filminfo
Originalitel: Paul Maar - Das Sams und ich (D, 2022)
Regie: Kim Koch
Redaktion: Sonja Hachenberger
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo
Vor dessen Unberechenbarkeit flüchtet er sich in Fantasiewelten und beginnt obsessiv zu malen. Die Rettung kommt für den schüchternen Paul in Gestalt einer neuen Mitschülerin – Nele Ballhaus. Ihre Eltern leiten das Fränkische Theater und Paul eröffnet sich die Welt der Kunst. Es gelingt ihm, sich von den väterlichen Fesseln zu befreien.
Nach dem Abitur studiert er Malerei und wird mit gerade einmal 22 Jahren Vater eines Sohnes. Aus Verantwortung für seine wachsende Familie entscheidet er sich Kunsterzieher am Gymnasium zu werden. Als seine Frau Nele nach dem dritten Kind wieder zu studieren beginnt, will Paul sie dabei unterstützen und sich selbst beruflich verändern. Er traut sich, nur noch als freier Autor und Illustrator zu arbeiten und bleibt zuhause bei den Kindern.
Nach seinem ersten Kinderbuch "Der tätowierte Hund" landet er mit dem Sams in den 1970er-Jahren große Erfolge. 60 Bücher und mehr als 20 Theaterstücke folgen. Bis heute hilft ihm das Schreiben, Schweres zu verarbeiten. Seit fünf Jahren leidet seine Frau an Alzheimer – eine seiner größten Ängste ist, dass Nele ihn nicht mehr erkennt.
Fragen an die Autorin Kim Koch
Was fasziniert dich an Paul Maar am meisten?
Paul Maar hat sich ein Leben und Wirkungskreis geschaffen, indem er sich wohlfühlen und kreativ sein kann. Ich durfte ihn bei sich zuhause schreibend erleben und hatte den Eindruck, dass er mit spielerischer Freude an seine Texte herangeht und tatsächlich alles um sich herum dabei ausschalten kann. Im Alltag und im Umgang mit Menschen, Großen wie Kleinen, fasziniert mich seine Freundlichkeit, sein Humor und auch seine Leichtigkeit, auch schwierige Situationen zu meistern.
Welche lustige Anekdote gibt es von den Dreharbeiten?
Während der Dreharbeiten bei Paul zuhause zog er sich immer wieder an seinen Laptop zurück, um an einer neuen Geschichte zu schreiben. Trotz der Unruhe, die wir als Team reinbrachten, dem Platz, den wir einnahmen und auch der Aufmerksamkeit, die wir forderten, flogen seine Finger über die Tasten. Paul meinte: "Also gestern ist mir nichts eingefallen. Da saß ich da und habe vielleicht drei Sätze geschrieben. Und heute dachte ich, jetzt seid ihr da und wollt einen schreibenden Autor aufnehmen. Setz ich mich mal hin und schreibe und dadurch, weil ich nicht das Gefühl hatte, ich muß jetzt schreiben und mir fällt nichts ein, hab ich angefangen einfach da weiter zu schreiben, ohne viel zu denken und plötzlich floss das ganze und es wurde eine neue Episode in dieser Geschichte. Einfach so, weil ich abgelenkt war, durch die Kamera, durch den Ton und einfach vor mich hingeschrieben habe. Es sollte öfter die Kamera da sein, dann würde die Geschichte schneller fertig.“ Darauf lachte Paul beherzt.
Wie geht Paul Maar mit der Demenz seiner Frau um?
Paul geht sehr liebevoll mit seiner Frau Nele um. Er lässt zu, dass die gesamte Pflegesituation ein Teil seines Lebens, seines Alltags ist. Er behandelt dabei die Pflegerinnen wie Familienmitglieder und schafft Rituale und Situationen, in denen er mit Nele intensiv Zeit verbringt, ihr seine ganze Aufmerksamkeit widmet, wie beim gemeinsamen Essen, Spazierengehen oder Fernsehen. Obwohl ihn die Demenz seiner Frau belastet und traurig macht, nimmt er die Situation, wie sie ist und lässt sich auf diese neue Welt seiner Frau ein.