Deutscher Mittelstand Die Angst vor Übernahmen aus dem Ausland
Vor wenigen Tagen wurde das Geschäft besiegelt: Kuka, der Augsburger Hersteller von Industrierobotern, darf komplett von Chinesen übernommen werden. Und Kuka ist nur eines von immer mehr deutschen Unternehmen, die Kauflust bei ausländischen Investoren wecken.
Weit draußen in Niederbayern steht die Firma Hydraulik Schnupp, klassischer deutscher Mittelstand. 1979 gegründet erwirtschaftet der Familienbetrieb einen Umsatz von 25 Millionen Euro pro Jahr. Aus einer Garage heraus hat Konrad Schnupp mit seiner Frau die Firma gestartet, inzwischen beschäftigt er 150 Mitarbeiter, bietet zudem 28 Ausbildungsplätze.
Angebot abgelehnt
Eigentümer Schnupp will sein Unternehmen erhalten und hat schon einige Angebote abgelehnt. Auch aus Fernost. Der Investor wollte 51 Prozent an der Firma erwerben und hätte damit das Sagen gehabt. Er lehnte ab. Schnupp glaubt nicht, dass ein ausländischer Investor die gleichen Ziele für das Unternehmen verfolgt wie er.
Mehr als nur Arbeitsplätze
Gerade bei mittelständischen Unternehmen sind Produkte, Kunden, Standort, Mitarbeiter und die Hausbank sehr eng und sensibel miteinander verwoben. Stößt ein Investor hinzu, der möglichst schnell Gewinn machen will, wird gestrichen, gespart, gekündigt. Schlimmstenfalls schließt er den Standort und nimmt nur noch den Markennamen mit. Dass seine Tochter nun mit eingestiegen ist, gibt Mittelständler Konrad Schnupp die Hoffnung, dass sein Lebenswerk auch weiter unabhängig bleibt.
Nachfolgeproblematik
Doch solche Generationswechsel gelingen immer seltener. Weshalb Unternehmensberater kräftig zu tun haben. Nicht nur die Nachfrage seitens der Investoren steigt, auch das Angebot an Unternehmen ohne Nachfolger.
US-Investor auf Shoppingtour
Gerade kommt ein großen Investor auf Einkaufstour durch Deutschland. Ted Weschler ist die rechte Hand des amerikanischen Großinvestor Warren Buffett. Dessen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat erstmals ein europäisches Unternehmen komplett übernommen. 420 Millionen Euro hat Berkshire Hathaway für das Traditionsunternehmen Detlev Louis bezahlt.
Anfängliche Bedenken sind inzwischen ausgeräumt. Denn Buffett ist ein ungewöhnlicher Investor: Er lässt alles so wie es ist, auch der Firmensitz bleibt in Hamburg.
"Wir betreiben unser Geschäft selber, eigenständig, und haben keinerlei Vorgaben in Richtung Lieferanten, Banken, Steuerberater, was es alles so gibt, sondern das Geschäft soll fortgesetzt werden."
Joachim Grube-Nagel, Detlev Louis.
Im Mai trafen sich er und sein Kollege erstmals mit ihrem neuen Besitzer Warren Buffett in Omaha zusammen. Auch Ted Weschler als dessen rechte Hand war bei dem Gespräch dabei. Erneut stellten die Amerikaner klar, dass den Deutschen keiner in ihr Handwerk pfuscht.
Vor kurzem ist Ted Weschler nach Heidelberg gekommen um sich mit Bankenvertretern und anderen Firmenbesitzern zu treffen. Das soll den Boden für weitere Einkäufe von Berkshire bereiten. Dabei wollen auch die Spar- und Girokassen helfen.Interessanterweise ist es gerade der Großinvestor Warren Buffett, dem die Sparkassen-Vertreter vertrauen und jetzt sogar Übernahmekandidaten vermitteln wollen.
Chinesen gelten als Heuschrecken
Chinesische Investoren dagegen haben sich bei uns bislang eher einen Heuschrecken-Ruf erworben: Knowhow abgreifen, ausschlachten. Gerade hat der chinesische Hausgerätekonzern Midea den Augsburger Roboterhersteller Kuka übernommen. Trotz aller anfänglichen Proteste, auch seitens des Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Mittlerweile scheinen aber alle zufrieden mit der Übernahme. Die Geschäftsführung aber auch die Arbeitnehmervertreter. Denn Kuka bekommt nicht nur besseren Zugang zum chinesischen Markt, es darf auch eigenständig weiterarbeiten, zumindert die kommenden Jahre.
Die Zeit wird es zeigen
Das klingt fast so gut wie das, was Berkshire Hathaway bei seinen Übernahmen verspricht: Ein neues Zuhause für ein Unternehmen, dass keinen Nachfolger für die derzeitige Eigentümer findet. Und das alles für immer, wie Berkshire verspricht. Warren Buffett, der Chef von Berkshire praktiziert dies seit über 60 Jahren. Ob der chinesische Haushaltgerätehersteller Midea mit Kuka nun auch so handelt, wird sich aber erst zeigen, wenn die Vereinbarungen auslaufen, die beim Kauf getroffen wurden: in sieben Jahren.