Sommerreise Sozialstadt Würzburg
Das Bürgerspital und das Juliusspital entlasten die Kommune, die damit selbst keine Alteneinrichtung unterhalten muss. Das soziale Engagement hat in Würzburg eine sehr lange Tradition.
Riechen, schmecken, fühlen. Solche sinnlichen Aktivitäten mit dementen Bewohnerinnen des Seniorenheims "Sankt Nikolaus" des Würzburger Bürgerspitals kosten Zeit, für die Einrichtung heißt das: Geld. Doch dank des Stiftungsvermögens ist das hier möglich. Frische Kräuter aus den mobilen Hochbeeten verarbeitet die Gruppe heute zu einem Kräuterquark. Und mit Kräutern kennen sich die Damen von früher her aus!
"Wir nutzen dieses ganze Wissen auch, in unsere Arbeit hier mit den Senioren, gerade auch im Demenzbereich, um diese Erinnerungen wieder wach zu rütteln und hervorzulocken und einfach auch Erfolgserlebnisse zu erleben."
Antje Herwig, Altenpflegerin St. Nikolaus
Senioren mit Demenz brauchen viel Betreuung. Aber es gibt auch noch sehr selbstständige Bewohner. Die haben ihre Zimmer im historischen "Ehehaltenhaus". Eine von ihnen: die 94-jährige Erna Schmoller.
Sie lebt seit 11 Jahren hier, war mit ihrem - inzwischen verstorbenen - pflegebedürftigen Mann eingezogen. Langweilig ist ihr selten. Kochen, Basteln, Musizieren, Gedächtnistraining: Erna Schmoller macht im Seniorenheim fast überall mit.
"Hier wird viel geboten. Wenn man überall hingeht, ist man am Abend müde."
Erna Schmoller, Bewohnerin Seniorenheim St. Nikolaus
Das Würzburger Bürgerspital gibt es seit 700 Jahren. Der Patrizier Johannes von Steren vermachte damals sein Vermögen einem Hospiz, damit dieses seine Versorgung bis zum Tode übernimmt. Auch das etwas jüngere Juliusspital, gegründet 1576 von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, engagiert sich traditionell für die Würzburger Bürger. Zur Altenpflege kommt beim Juliusspital auch die Versorgung von kranken und todkranken Menschen hinzu.
Juliusspital
In der Palliativmedizin und der Hospizarbeit ist das Juliusspital in Deutschland führend. In dem 2013 neu gebauten Hospiz werden keine Patienten betreut, sagt Leiterin Sibylla Baumann, hier sind die Bewohner "Gäste". Es geht nicht um Heilen, man versucht, die Leiden zu lindern und die Menschen, so gut es geht, auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Finanziert über Speis' und Trank
Helfen - das geht auch, indem man zum Beispiel den Hospizwein des Juliusspitals kauft. Oder im Juliusspital oder im Bürgerspital einkehrt. In der historischen Umgebung lassen sich Speis‘ und Trank noch mehr genießen, wenn man weiß, dass damit in Würzburg seit Jahrhunderten soziales Engagement finanziert wird.