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"Sheyne Ziere", ein Tribut an die jiddisch sprechende Oma Debütalbum von Masha The Rich Man

Maria Raykhman, eine Musikerin aus der Ukraine, hatte eigentlich kaum Bezug zum Judentum. Erst die Musik führte sie dazu, sich intensiver mit diesem Teil ihrer Identität auseinanderzusetzen. Unter dem Künstlernamen "Masha The Rich Man" hat sie jetzt ihr Debütalbum herausgebracht: "Scheyne Ziere".

Von: Andreas Krieger

Stand: 27.01.2023

"Sheyne Ziere", ein Tribut an die jiddisch sprechende Oma: Debütalbum von Masha The Rich Man

Die Kunst der Selbstermächtigung. Das ist: Masha The Rich Man. "Es ist gang und gäbe bei den Männern, sich selbst im Rap, HipHop oder anderen Bereichen die tollsten Namen und Adjektive zu geben. Und die Frauen sollen sich möglichst immer klein und leise und hübsch und fein machen. Und ich dachte mir: Nö, bin ich jetzt auch der reiche Mann!", sagt Maria "Mascha" Raykhman.

Ihr Künstlername "Masha The Rich Man" ist lustig, ironisch und bitter zugleich. "Deutschland ist besonders dann tolerant, wenn es auch für Deutschland bequem ist. Punkt." Mascha ist Jüdin, lebt das offen, undogmatisch und aufklärend. "Ich habe so oft gehört: 'Ja, das ist aber toll. Du bist jüdisch. Ich bin noch nie einer jüdischen Person begegnet.' Nun, vermutlich schon. Bloß hat sie es halt nicht erzählt oder es kam nicht zur Sprache. Und deswegen finde ich es umso wichtiger, das zu verbreiten, wo ich nur kann."

"Sheyne Ziere" - Ein Wesen, das von innen und außen schön ist

Ihr Debütalbum hat Mascha ihrer jiddisch sprechenden Großmutter gewidmet, von der sie ermutigt und gefördert wurde. Der Titelsong ist eine Liebeserklärung an die Oma: "Sheyne Ziere". "Das Wort habe ich genommen, weil ich das durch meine Kindheit kannte, weil meine Oma mich immer so genannt hatte. Ich habe sie auch erst, nachdem der Text vom Lied da war, gefragt, was das eigentlich bedeutet, weil zu dem Zeitpunkt konnte ich kein Jiddisch. Und da hat sie mir erklärt, dass das heißt: 'Ein Wesen, das von innen und außen schön ist.' Ich habe mich noch mehr geehrt gefühlt."

In Deutschland nicht über das Jüdischsein reden

Mit vier kam Mascha in München an. Als sogenannter Kontingentflüchtling. "Das ist eine der ersten Sachen, die ich mit dem Jüdischsein verbinde: Als wir nach Deutschland gekommen sind, sollte ich nicht darüber reden." Die Eltern, ukrainische Juden, hatten in der Heimat unter schlimmen Ressentiments gelitten.

Nach dem Abitur arbeitete Mascha in Deutschland als Fundraiserin für Hilfsorganisationen. Auch dort war sie verletzenden Worten und Drohungen ausgesetzt. "In einem der Teams haben wir abends was getrunken, saßen zusammen, es waren feuchtfröhliche Gespräche. Und dann hat irgendeiner angefangen von Hitler und Autobahnen zu reden und dass ja nicht alles schlecht war. Irgendwie hat er sich da immer mehr reingesteigert und von Rothschild angefangen. Irgendwann habe ich ihn gefragt: 'So hey, sag mal, so vor 70, 80 Jahren, wenn du in der Zeit gelebt hättest, hättest du mich dann einfach erschossen oder was?' Und er hat mich angeschaut und gesagt: 'Ja.' Die meisten anderen aus unserem Team, vorwiegend Deutsche, haben sich entweder verkrochen oder haben sich auf die Seite von dem Typen gestellt. Und das war schon krass."

Als Kind spricht sie zunächst kein Wort Deutsch. Musik wird ihre Ausdrucksform und ein Musicalkurs ihre Rettung. Mit ihren Songs löst sie den Schmerz auf. Bis heute. "In allen Liedern schwingt das mit: Erinnerungen aus meinen 27 Jahren zu verarbeiten. Besonders die schwierigen Erinnerungen oder Momente, mit denen ich noch keinen Frieden schließen konnte. Und das habe ich versucht, mit den Liedern zu tun."

Ihre Songs sind zugleich Kapseln der Erinnerung und schönste Gegenwärtigkeit. Mehr kann man sich von Musik nicht wünschen.

Album

Masha The Rich Man 
"Sheyne Ziere"
Motor Entertainment


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