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Firas Alshater Flüchtling, Aktivist und Youtube-Star

Deutsche sind recht zögerlich. Aber wenn sie mal loslegen, dann sind sie nicht mehr zu stoppen. Daher wird die Sache mit der Integration von Flüchtlingen am Ende klappen. So die Erkenntnis des 25-jährigen Firas Alshater, der vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland flüchtete.

Stand: 22.07.2016

Firas Alshater | Bild: BR

Gemeinsam mit dem deutschen Filmemacher Jan Heilig produzierte Firas Alshater die Video-Serie "Zukar" und wurde quasi über Nacht zum Youtube-Star. Journalisten aus aller Welt von England bis Japan berichten über ihn. Das amerikanische Magazin "Time" kürte ihn kürzlich zu einem von zehn "Next Generation Leaders".

Es sind kleine Filme, komisch-heiter-überspitzt. Wie das Video "Ich habe nix gegen Katzen". Darin sinniert Firas Alshater über den Hass. Dass man wirklich alles hassen kann. Und verschmitzt schließt er in der "Ich bin ja nicht ..., aber ..."-Rhetorik an, er habe "wirklich nichts gegen Katzen, aber sie nehmen mir meinen Job weg". Weil Katzen-Videos auf Youtube mehr Klicks bekommen als seine. Und Katzen müssten nur einmal "Miauuu" sagen, schon bekommen sie überall Asyl.

Es ist dieser Blick von außen auf die deutsche Gesellschaft, die Alltagskultur, die diese Videos ausmachen. Vor allem aber dieser vergnügte Blick Firas Alshaters, der den Charme dieser kleinen 3-Minuten-Filme ausmacht. Selbst Beobachtetes und Erlebtes. Eigenartiges, wie den ersten Brief einer deutschen Behörde mit der Steuernummer, den er, kaum hier angekommen, bekam.

"Ich finde das total witzig. Ich darf nicht arbeiten, ich habe noch keinen Ausweis in Deutschland, aber ich habe schon eine Steuernummer. Das heißt, wenn irgendein Polizist mich auf der Straße stoppt und sagt: 'Zeig mir Deinen Ausweis!', dann zeige ich meine Steuernummer."

Firas Alshater

Alshater macht aus dem Tragischen Komisches, benutzt Bild- und Sprache aus den Medien, unterlegt mit Geräuschen und untermalt mit Comic-Elementen. Er spielt mit Vorurteilen und Unterstellungen, stellt sie auf den Kopf, treibt es auf die Spitze. In seinem Video "Asülbewerba verkauft Drogen" ist sein Gesicht gepixelt. Er gesteht in einem Verhör, mit Drogen gedealt zu haben, genauer mit Zucker. Wissend, dass das schädlich ist. Ja, sogar an Kinder hat er diese Droge verkauft. Da Kinder aber zu wenig Geld hätten, seien ihm erwachsene Kunden lieber. Schließlich habe er selbst gar nichts.

Im wirklichen Leben bekommt Firas Alshater viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Er wird in Talkshows eingeladen, zu Konferenzen und bekommt - vorwiegend - gute und schöne Fanpost. Natürlich auch Zuckerstücke, in buntem Papier eingewickelt, mit Wünschen und persönlichen Botschaften beschriftet für seine Zukar-Stückchen-Serie. Sogar von höchster Staatstelle hat er schon Post bekommen.

"Selbst vom Bundespräsidenten habe ich schon Post bekommen. Das war ein Gefühl ... Oh mein Gott!!! Der Bundespräsident schickt Firas Alshater eine Nachricht!! Das war absurd. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet."

Firas Alshater

Seine Filme machen Laune. In Zeiten, in denen in Politik und Talkshows heftig das Flüchtlingsthema diskutiert, wo auf Demos lautstark gegen Flüchtlinge gegrölt wird, tut es gut, über dieses Thema auch mal lachen zu dürfen. Firas Alshater ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort erschienen. Bei aller Komik nimmt er seine Themen durchaus ernst. Das merkt man seinen Filmen an. Sie sind genau durchdacht. Er setzt sich auseinander, versucht als Flüchtling sogar Pegida-Anhänger zu verstehen.

Und weil man Firas Alshater gerne zuschaut und zuhört, kann man ihn bald auch lesen. Im Oktober erscheint sein erstes Buch: "Ich komm auf Deutschland zu. Ein Syrer über seine neue Heimat". Geschrieben auf Deutsch, nach drei Jahren in Deutschland.

Weiterführende Informationen

Firas Alshaters Videos: Zukar-Stückchen, zu sehen auf Youtube

Buchtipp: Firas Alshater "Ich komm auf Deutschland zu. Ein Syrer über seine neue Heimat"
Ullstein Verlag, erscheint am 14.10.2016

Autorin des Filmbeitrags: Fatema Mian


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