quer komplett Ganze Sendung vom 06.03.2025
Aschermittwoch-Abrüstung // Bankkrise in Isen // Praxis zu verschenken // Existenz verbaut -- u. v. m. in dieser quer-Sendung:

Aschermittwoch-Abrüstung: Wird die CSU staatsmännisch?
Er gehört zu den dick im Kalender eingetragenen Brauchtums-Highlights eines bayerischen Politikerjahres, vor allem für das Personal der CSU: Der politische Aschermittwoch. Passau, Dreiländerhalle, bierselige Selbstvergewisserung zur Mittagszeit und derbe Sprüche gegen den politischen Gegner. Nur: dieses Jahr kommt der Termin zur Unzeit. Der politische Gegner im Inland wirkt angesichts der Weltlage seltsam klein, derjenige, der sich auf ihn fokussiert, könnte damit kleingeistig wirken. Parallel finden in Berlin Sondierungsgespräche statt unter der Maßgabe absolut überparteilicher Vernunft und Einigkeit – zum Wohle Deutschlands, zum Wohle Europas. Bekommt das Passauer CSU-Publikum trotzdem seine Show, oder ist es bereit, sich von der Tradition des derben Gegner-Bashings zu verabschieden?
Bankkrise in Isen: Niemand will fürs Sitzen haften
Wer anderen eine Grube gräbt… der weiß, was er tut. Die Haftungsfrage sollte den Grubengräber – Sprichwort sei dank - also nicht überraschen. Zumal er ohnehin selbst hineinfallen wird. Die Lösung: Anderen keine Grube graben. Was aber geschieht mit dem, der anderen eine Bank hinstellt, zum Beispiel im oberbayerischen Isental? Er weiß, dass andere sich auf so eine Bank setzen werden, womit es sich rechtlich um eine „wegeleitende Maßnahme“ handelt. Kommt ein auf der Bank sitzender Mensch, etwa durch einen herabfallenden Ast, zu Schaden, so kann er beim Bankaufsteller Schadenersatz geltend machen. Wer anderen eine Bank aufstellt, der haftet also womöglich. Die Lösung: Anderen keine Bank aufstellen. Und während im Isental nun deshalb Bänke wieder abmontiert werden, fragen sich die Menschen dort, ob wirklich immer für alles jemand haften sollte.
Praxis zu verschenken: Moosburg findet keinen Kinderarzt
Sind Sie Kinderarzt? Dann hätte Moosburg im Landkreis Freising ein unschlagbares Angebot für Sie: Eine vollausgestattete Praxis, finanzielle Unterstützung und jede Menge Moosburger Familien, die dringend einen Kinderarzt brauchen. Für Nicht-Kinderärzte klingt das fast zu gut, um wahr zu sein. Doch so gut das Angebot ist, Moosburg findet niemanden, der es haben möchte. Viele junge Kinderärzte scheuen die Selbstständigkeit, wollen nicht in die Kleinstadt ziehen. Moosburg droht, wie derzeit neun Landkreise in Bayern, in die ärztliche Unterversorgung zu rutschen.
Existenz verbaut: Baugenehmigung erst erteilt, dann entzogen
Der Tipp kam von einem städtischen Mitarbeiter: Der alte Minigolfplatz in Schwandorf soll das neue Zuhause einer Familie werden. Zwei Häuser wollten sie dort bauen, die Baugenehmigung war bald erteilt, also ging es los: Die alten Minigolfbahnen wurden abgerissen, der Boden aufwendig stabilisiert, Zisternen gesetzt, alles für die Bodenplatte vorbereitet und es wurden einige Anzahlungen getätigt – weil man ja auf so eine Genehmigung der Stadt im Wortsinn bauen kann. Doch offenbar nicht in Schwandorf. Die Familie erfährt aus der Presse: Ihre Baugenehmigung sei rechtswidrig erteilt worden. Inzwischen ist sie gar zurückgenommen. Und die Schwandorfer Familie fragt sich: Wenn man auf den Stempel einer Behörde nicht bauen kann, worauf denn dann?
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Reiner, Donnerstag, 06.März 2025, 09:32 Uhr
1. Die Bank und die Haftung
Ein wesentlicher Teil unserer Bürokratie rührt daher, wer muss im Schadensfall haften. Die Schuldfrage poppt bei jedem Schadensereignis auf.
Beispiel Schneeräumen. In Teilen Englands haften Eigentümer bei Unfällen nur wenn sie Schnee geräumt haben. Lassen sie den Schnee liegen, haftet jeder für sich selbst. Kurios, aber es hat Vorteile.
In Deutschland versucht man dagegen jede Art eines Lebensrisikos einem Dritten aufzuerlegen. Dementsprechend vieler Gesetze bedarf es um einen drohenden Schadensfall zu minimieren. Die Leute verlernen Eigenverantwortung und mitunter verführt das in risikoreicherem Verhalten. Wer an einem Bahnübergang selbst nicht grundlegenste Vorsicht walten lässt - hat selbst Schuld. Quer hat von unzähligen Beispielen berichtet. Kindergarten, Badestellen, Wege und Verkehr und einiges mehr waren Thema.
Entbürokratisierung in dieser Hinsicht entlastet auch die Justiz. Verantwortung tragen für banale Lebensrisiken wäre hilfreich.
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