Guter Saft, trotz schlechter Ernte Äpfel von der Obstwiese
Die Apfel-Ernte steht an – und soll einen schmackhaften Saft geben. Doch damit sieht es schlecht aus! In den Bäumen der Sorte ´Pilot´, im Garten des „Obst- und Gartenbauvereins Schießen“ hängt kaum etwas.
Und die meisten der ohnehin wenigen Äpfel sind auch verfault, so Vereinsvorsitzender Rainer Schneider: „Wir hatten ein sehr kaltes und nasses Frühjahr. Dadurch sind die Bienen nicht geflogen, konnten die nicht befruchten. Oder die Blüten sind abgefroren.“
Und auf die wenigen Äpfel haben sich die Vögel und Insekten gestürzt. In die Fraßlöcher drangen Pilze ein und ließen die Äpfel faulen. Die Ernte fällt daher heuer karg aus. Außer den wenigen guten, pflückt Rainer Schneider auch die faulen Äpfel, damit sich die Pilzkrankheit nicht weiter ausbreitet.
Vielfalt als Strategie
Solche Miss-Ernten, so fürchtet Rainer Schneider, können künftig wegen des Klimawandels und der damit verbundenen extremeren Wetterschwankungen häufiger werden. Eine Lösung ist, auch Insekten, die trotz spätem Nacht-Frost und kalter Witterung bestäuben, Nahrung zu bieten – Wildbienen etwa. Das klappt gut mit einer Mischung aus heimischen Wildpflanzen. Zudem setzt Rainer Schneider auf Vielfalt auch beim Apfel: „Wenn man mehr Apfelsorten hat, dann ist natürlich das Risiko kleiner, dass alle ausfallen. Und auch mehr Obstarten - Birne oder Quitte sind dieses Jahr gar nicht so schlecht, die Quitte-Bäume hängen voll!“
Wuchsform als Strategie
Aber wer hat schon einen so großen Garten, um viele Obstbaum-Arten zu pflanzen. Eine paar Kilometer weiter zeigt Rudolf Siehler im Kreismustergarten des Landkreises Neu-Ulm, was möglich ist: Zum Beispiel das Pflanzen eines sogenannten Halbstamms, etwa der Sorte Florina. Dieser Apfelbaum wird nur drei bis vier Meter hoch. Da kann man, so Rudolf Siehler, leichter ein Vlies über den Baum ziehen, als über einen Großbaum: „Gerade im Frühjahr, wenn die Blüte empfindlich ist, ist so ein Frostschutz angebracht.“ Und die kleineren Bäume kann man auch leichter ernten und beschneiden – und sie passen auch leichter in den Garten. Ebenso wie die „Säulen-Äpfel“, etwa von der Sorte ´Red River´, einer schlank wachsenden Art. Und obwohl solche Sorten schmal oder klein sind, tragen sie gut. Ein ´Florina´ trägt locker 50 Äpfel.
Die Mischung macht´s
Man sollte also auch darauf achten, eine Mischung aus früh und spät blühenden Apfelbäumen zu haben. Gerade die Spätblüher haben heuer den späten Frost gut überstanden und viel Ertrag, wie die ´Goldparmäne´. Und Sorten wie ´Pilot´, ´Goldparmäne´ und ´Florina´ lassen sich in der Saftpresse auch gut mischen und ergeben einen ausgewogenen, süß-sauren Saft. Nicht eine bestimmte Apfelsorte macht also eine gute Ernte, sondern die Vielfalt.