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„Haus am Strom“ Weidenpavillon flechten

Im Garten der Umweltstation des Landkreises Passau steht ein besonderer Arbeitstag an. Aus meterlangen Weidenruten soll ein Pavillon entstehen. Und zwar mit einem Durchmesser von über sechs Metern.

Von: Tobias Bode

Stand: 16.11.2022

Weidenpavillon im Donaugarten | Bild: BR

Weidenpavillon im Donaugarten

Für den Bau sortieren Umweltpädagogin Gabriele Steinbeisser, Biologe Ralf Braun und ihre Kolleginnen und Kollegen als erstes Weidenruten. Die sind bis zu sieben Meter lang. Doch selbst das ist noch zu kurz für das heutige Projekt. Die Äste müssen deshalb miteinander verbunden werden. Aus den Ruten wird ein Weidenpavillon als „Klassenraum“ im Freien.

Denn in diesem Lehr- und Schaugarten, dem „Donaugarten“, sind regelmäßig Schulklassen zu Gast, um mehr über die Tier- und Pflanzenwelt des Donautals zu erfahren. Die Weidenruten für den Pavillon im Donaugarten stammen größtenteils von Weiden des Nachbargrundstücks. Diese Weiden wurden Anfang Februar geschnitten und standen dann im Wasser, um biegsam zu bleiben.

Der Weidenpavillon hat einen Durchmesser von gut 6 Metern. Dafür haben Gabriele Steinbeisser und ihre Kolleginnen und Kollegen als erstes die Rasensoden der Grundfläche abgestochen und anschließend in gleichen Abständen Löcher für die einzelnen Weidenbögen gegraben. In diese Löcher kommt zum Schluss Gartenboden.

Denn: Steckt man einen Weidenast in die Erde, bildet er Wurzeln und wächst an. So zumindest die Theorie. Und das soll auch im Donaugarten passieren. Damit der Weidenpavillon im Sommer ein grünes Blätterdach bekommt. Dafür muss man, wenn die Konstruktion steht, die Weidenruten gut angießen.

"Man muss immer darauf achten, dass es feucht ist. Die Weide hat zwar nicht viele Ansprüche, aber sie braucht ausreichend Wasser und Licht. In der Hoffnung, dass in Kürze, in vier, sechs, acht Wochen, hier zumindest schon mal die ersten grünen Triebe zu sehen sind."

Gabriele Steinbeisser

Weiden

Weiden (Gattung Salix) sind ökologisch besonders wertvoll, allein im Landkreis Passau kommen 13 verschiedene Arten vor. Von den Weiden profitieren über 500 Insektenarten, viele Wildbienenarten sind auf Weidenblüten angewiesen. Ökologisch besonders wertvoll sind sogenannte Kopfweiden. Ihre Krone schneidet man jedes Jahr komplett zurück. So entsteht im Laufe der Zeit die charakteristische Form. Das funktioniert allerdings nur mit Gehölzen, die ein hohes Ausschlagvermögen besitzen, also zuverlässig nach dem Rückschnitt neue Triebe bilden, wie etwa die Silber-Weide. Hat man einmal damit begonnen, eine Weide als Kopfbaum zu schneiden, muss man konsequent die Schere ansetzen. Denn sonst würde der Baum unkontrolliert weiterwachsen und die Krone irgendwann auseinanderbrechen. Im Alter werden die Stämme der Kopfweiden knorrig und hohl und bieten so zahlreichen Käfern und anderen Tieren einen Lebensraum.

Der Donaugarten

Der Donaugarten ist wild und naturnah angelegt, der Weidenpavillon soll sich später wie selbstverständlich einfügen. Die naturnahe Gestaltung zahlt sich aus, im Sommer trifft man hier typische Bewohner des Donautals wie die Mauereidechse. Hier wachsen zudem zahlreiche Pflanzen der Region, die auch für Renaturierungsprojekte weitervermehrt werden. Neben der Wildpflanzenvermehrung steht die Umweltbildung im Vordergrund. Der Garten, der zur Umweltstation mit dem Namen „Haus am Strom“ gehört, liegt direkt an der Donau in der Nähe von Untergriesbach bei Passau.

Kontakt

Haus am Strom
Am Kraftwerk 4
94107 Untergriesbach

Telefon: 08591 4629960
Email: info@hausamstrom.de