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Alte Zwetschgensorten Rezept: Zwetschgenmus

Zwetschgen sind die Leidenschaft von Manfred Rothe. Besonders alte Sorten. Seit den 1990ern pachtet er alte Streuobstwiesen entlang der Volkacher Mainschliefe, um Zwetschgensorten wie ‘Ortenauer‘, ‘Bühler Frühzwetsche‘ oder ‘Gredimer‘ zu erhalten. Mit Erfolg.

Von: Julia Schade

Stand: 01.09.2023

Alte Zwetschgensorten: Rezept: Zwetschgenmus

Die Volkacher Mainschleife und die Sommerferien

Oben an den Hängen der Wein, unten in den Flussauen das Streuobst, überwiegend Zwetschgen. Diese Art der Bewirtschaftung hat hier Tradition. Und das aus gutem Grund: die Auen werden immer wieder überschwemmt. Wein könnte man an ihnen also nicht anbauen, auch die Sonneneinstrahlung wäre hierfür zu gering. Obstbäume, die als Halbstämme gezogen sind, haben ihren Kronenansatz in 1,80-2,00 Meter Höhe. Wenn ihre Stämme mal kurz im Wasser stehen, ist die Ernte also noch lange nicht verloren. Außerdem hilft das Wurzelwerk der Bäume dabei, die Ufer zu befestigen. Und ihre dichten Kronen bieten zahlreichen Vogelarten Raum zum Brüten. Alles Argumente, solche Streuobstbestände zu erhalten.

Bei Menschen, die hier aufgewachsen sind, stehen Zwetschgen allerdings oft nicht sonderlich hoch im Kurs. Das heißt nicht, dass die Menschen hier Zwetschgen nicht gerne essen, aber sie wissen, wann sie reif sind: In den Sommerferien. Also eben dann, wenn man als Kind viel lieber Baden oder Spielen geht und stattdessen zum Ernten abkommandiert wird. Erinnerungen, die Manfred Rothe zwar kennt, aber nicht selbst teilt. Er wuchs andernorts auf. Vielleicht einer der Gründe, dass er schon in den 1990ern damit begonnen hat, Streuobstwiesen mit alten Zwetschgensorten, die niemand mehr bewirtschaften wollte, zu pachten, um sie zu erhalten.

Alt bewährt

Heute baut der Bioland-Winzer auf 10 Hektar Wein und auf 4 Hektar Obst an. Das Obst, überwiegend Zwetschgen, verarbeitet er zu sortenechten Edelbränden und Likören. Ein Teil der Früchte wird zu Marmelade oder Mus für die Besucher des eigenen Gästehauses.

Und da kommen wieder die alten Sorten ins Spiel. Mit modernen können sie aus heutiger Sicht kaum mithalten, alleine schon was Transport- und Lagerfähigkeit anbelangt. Stammen sie doch aus einer Zeit, zu der lange Wege keine Rolle spielten, da alles weitgehend regional vermarktet wurde. Dafür sind die alten Sorten geschmacklich hervorragend! Ein weiterer Pluspunkt gerade in Hinblick auf die Brennerei ist ihr hoher Zuckergehalt.

Insgesamt hat Manfred Rothe 20 verschiedene Zwetschgensorten, darunter 10 moderne und 10 alte. Hier drei davon:

- ‘Ortenauer‘: länglich ovale Früchte, hellgelbes Fruchtfleisch, fein säuerliche Note, gut für Mus geeignet. Erstmals aufgetaucht im 17. Jahrhundert.
- Bühler Frühzwetschge‘: Hochphase in den 1950ern, damals sehr beliebt bei Bäckern und Konditoren, heute gibt es bessere Sorten zum Backen, die weniger Wasser enthalten; sehr hoher Zuckergehalt
- ‘Gredimer‘: aromatische, süße Früchte, vor allem in verregneten Jahren Fäulnisanfällig

Kontakt

Weingut Rothe
Heerweg 6
97334 Nordheim/Main

Telefon: 09381 8479530
Telefax: 09381 8479532
Email: info@wein-rothe.de

Rezept: Zwetschgenmus

Mus ganz ohne Geliermittel und Zucker?! Mit vollreifen Zwetschgen direkt vom Baum kein Problem. Und so geht’s:

Zutaten:
-
vollreife Zwetschgen, Menge beliebig
- evtl. Zimtstange, Vanilleschote und/oder Nelken

Zubereitung:
Die Früchte waschen und entsteinen. Dann kommen sie in eine Reine, einen Römertopf ohne Deckel oder Backform. Und dann auch schon in den Ofen. Für 6-7 Stunden werden sie dort bei 200 Grad und leicht geöffneter Tür gebacken. Damit die Klappe offen bleibt, einfach einen Kochlöffel hineinstecken. Während des Backens verändern die Zwetschgen ihre Farbe, werden richtig schön dunkel. Der enthaltene Zucker karamellisiert und sorgt so für ein besonders intensives Aroma. Wer möchte, gibt noch ein paar Gewürze wie Zimt, Nelken oder Vanille mit hinzu.
Wenn die Früchte alle fast zerfallen und richtig schön dunkel sind, ist das Mus auch schon fast fertig. Nur nochmal durchrühren und abfüllen. Jetzt jedes Glas entweder sofort nach dem Befüllen verschließen und auf den Kopf stellen oder immer mehrere hintereinander befüllen, diese verschließen, nochmal gut schütteln und dann auf den Kopf stellen. Nach 5 Minuten die Gläser wieder umdrehen und alles auskühlen lassen.

Ein Rezept von Karl-Heinz Rothe