Interview mit Sebastian Daller Von Vierzeilern, Gstanzln oder Schnaderhüpfeln
Bei SchleichFernsehen ist er der Mann aus der Schublade: Sebastian Daller. In seinen Gstanzln besingt der Musikkabarettist die Absurditäten in Politik und Gesellschaft - und sorgt beim Publikum für Applaus und auch ein paar nachdenkliche Gesichter.
Stirnrunzeln ist im Publikum von Sebastian Daller häufiger zu beobachten. In internen Kreisen wird vermutet, dass dieses Phänomen nicht nur seinen schlauen Gedanken geschuldet ist, sondern auch seinem ziemlich niederbayerischen Dialekt.
Man muss halt schon ein bisserl geübt sein, um wirklich alles ganz genau zu verstehen, was uns der Herr Daller da so alles präsentiert – seien es die Themen oder eben doch der Dialekt!
Wir haben mal genauer nachgefragt, was sich im Kopf und Leben des Niederbayern denn sonst noch so alles abspielt.
Herr Daller, wie kommt man als niederbayerisch sprechendes Original dazu, Latein- und Deutschlehrer zu werden?
Ich wollte eigentlich Schreiner werden, das ging aber mit einem Latein- und Deutschstudium nicht.
Haben Sie eine Erinnerung an Ihre ersten Versuche mit der Ziehharmonika?
Mich hat mit 7 Jahren der Flötenunterricht an der Musikschule so genervt, dass ich mich für das nächste Jahr selbstständig für Akkordeon angemeldet habe. Meine Eltern waren sehr überrascht, als ich es ihnen erzählt habe.
Sie sind seit über 15 Jahren als traditioneller Gstanzlsänger in ganz Bayern unterwegs. Wie wichtig ist die Stammtischkultur für die Gstanzl?
Das ist falsch. Ich war nie Gstanzlsänger. Gstanzl sind nur ein ganz geringer Teil von dem, was ich auf der Bühne mache. Die Leute möchten immer, dass ich einer bin, den Gefallen kann ich ihnen aber nicht tun. Sorry!
Ich gehe regelmäßig in die Wirtshäuser in Teugn, um zu entspannen. Das Klientel dort hat einen schwarzen Humor, der färbt natürlich auf meine Texte ab.
Was macht ein richtig gscheits Gstanzl aus?
Ein gscheites Gstanzl muss gscheid sein oder gscheid blöd.
Mittlerweile stehen Sie nicht mehr nur solo auf der Bühne, sondern auch mit Ihrer Band – und haben hier sogar Ihre Lederhose gegen einen Retro-Anzug Ihres Vaters ausgetauscht. Warum?
Zur Bänd: Weil es musikalisch richtig fett ist zu dritt und es riesen Spaß macht mit den beiden!
Zum Anzug: Weil das, was ich auf der Bühne mache, nichts mit einer Lederhose zu tun hat. Ich könnte genauso gut im Jogginganzug auftreten. Außerdem war die Lederhose unbequem. Ein Tipp: Wer Menschen in Lederhosen sehen möchte, sollte aufs Oktoberfest gehen.
Gibt es ein Vorbild im Bereich Kabarett oder Musikkabarett?
Helmut Schleich natürlich.
Welche Musik hören Sie privat?
Alles von den 50ern bis in die 70er und Schweizer Örgelimusik.
Dass ich es schade finde, dass keine Stripperin mit im Schubladen steht.
Was hat sich für Sie geändert, seit Sie bei SchleichFernsehen dabei sind?
Die Gabi aus der Redaktion ist relativ fordernd, weshalb ich gezwungen war, auch anspruchsvollere Texte zu schreiben. Zum Glück, ich hätte mir das nämlich vorher nicht getraut!