"DorfWirtschaft Asten" Rettung geglückt
Sommer 2011. Das Wirtshaus "Asten", seit 1873 kultureller Mittelpunkt des gleichnamigen Dorfs in Oberbayern, steht plötzlich leer. Nur fünf Jahre hatte es gedauert, das gut laufende Lokal runter zu wirtschaften. Der alte Wirt war in den Ruhestand gegangen, neue Pächter gaben sich die Klinke in die Hand. Der letzte hatte ein halbes Jahr lang gar keinen Betrieb mehr. Und dann steht das Haus im Sommer 2011 zum Verkauf …
Würde Asten sein einziges Wirtshaus verlieren? Eines war sicher: Ein Investor würde das marode Gemäuer abreißen lassen. Zu wertvoll wäre der dadurch entstehende Baugrund. Und was auch immer Asten dann erwarten würde - ein neues Wirtshaus würde es wohl nicht geben. Albert Schauer (45), alteingesessener Astner, erkannte die Zeichen der Zeit. Fünf Jahre lang den Niedergang seiner Dorfwirtschaft verfolgen zu müssen, war schlimm genug. Verkauf, Abriss, Neubau, Ende der Wirtshauskultur in Asten - das kam für ihn nicht infrage.
Von der Projektgruppe zur Genossenschaft
Albert Schauer schloss sich mit sieben Mitstreitern zu einer Projektgruppe zusammen. Ziel: eine Dorfwirtschaft, die von den Bürgern des 200-Seelen-Ortes selbst hergerichtet, aufgebaut und betrieben würde. Man unterbreitete dem Bürgermeister von Tittmoning, Konrad Schupfner (CSU), mit "gesundem Druck" das Vorhaben - mit dem Vorschlag, die Kommune solle sich das Objekt sichern. Und tatsächlich: Die Gemeinde Tittmoning erwarb im August 2011 das "Asten". Längst hatte das Vorhaben in Dorf und Umland die Runde gemacht, die Projektgruppe erhielt regen Zulauf - eine neue Form der Organisation war gefragt.
Das Finanzielle
Die Einlagen der Genossenschaftsmitglieder belaufen sich heute auf stattliche 204.000 Euro, bei einem Mindestbeitrag von 100 Euro pro Person. Ein Kredit wurde aufgenommen, zusätzliche Unterstützung erfuhren die Astner Wirtshaus-Aktivisten durch das Amt für ländliche Entwicklung Oberbayern. So kam eine beachtliche Summe von insgesamt gut 500.000 Euro zusammen. Zwar kostete die Sanierung schließlich 615.000 Euro - man hofft aber, in fünf Jahren durch die Einnahmen der Wirtschaft aus dem Gröbsten raus zu sein.
Schon im Herbst entschied man sich für ein Genossenschaftsmodell. Denn es sollte demokratisch zugehen, das ganze Dorf sollte mitreden dürfen und das neue Wirtshaus durch die genossenschaftlichen Beiträge allen gemeinsam gehören. Als die Gründung dann im Februar 2012 offiziell vollzogen wurde, wurde Albert Schauer zum 1. Vorsitzenden gewählt, die Genossenschaft zählte 118 Mitglieder. Mitte 2013 sind es bereits 563.
Die große Baustelle
Die Sanierung des alten "Asten" - das schien zunächst ein fast uferloses Unterfangen zu sein. Doch die gesamte Dorfgemeinschaft zog an einem Strang: Lokale Baufirmen lieferten das benötigte Material zum Selbstkostenpreis. Der Architekt, der die Planungen übernahm, arbeitete ehrenamtlich, so wie alle auf der Wirtshaus-Baustelle. Von den Handwerkern, die die alte Einrichtung restaurierten, über die Zimmerer, die den Dachstuhl erneuerten, bis zu den unzähligen freiwilligen Helfern - sie alle steckten insgesamt 15.000 unbezahlte Arbeitsstunden in das Großprojekt.
Die Neueröffnung
Mai 2013. Nach einem Jahr Sanierung ist es soweit: Die verkommene Dorfkneipe hat sich in ein prächtiges, repräsentatives Wirtshaus verwandelt, die "DorfWirtschaft Asten". In dem gelernten Koch Thomas Laudahn hat man auch den passenden Pächter gefunden. Zur Eröffnung an Christi Himmelfahrt gibt’s einen großen Festumzug samt Dorffest, eine eigens ins Leben gerufene "Astner Wirtshausmusi" spielt auf. Die Mühen der vergangenen Monate werden bei der feierlichen Einweihung endlich belohnt.
Das Vorbild
Schon jetzt gilt das "Asten" als beispielhaftes Genossenschafts-Wirtshaus. Keine zwei Wochen vergehen, in denen bei Albert Schauer nicht das Telefon klingelt. In der Leitung sind dann engagierte Wirtshausretter aus anderen bayrischen Gemeinden, die um Rat suchen. Albert Schauer freut sich dann, wenn er mit seinen Erfahrungen weiterhelfen kann. Und die Astner Genossen freuen sich, wenn die jährliche Dividende in ihrer neuen Dorfwirtschaft in Form von Freibier ausgeschenkt wird …