BR Fernsehen - Sehen statt Hören


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Lust oder Frust? Reisen in Zeiten von Corona

Urlaub und Verreisen ist in diesem Sommer eine besondere Herausforderung. Das Coronavirus ist weltweit verbreitet. Fernreisen sind deshalb tabu und auch in Europa gibt es diverse Risikogebiete. Doch auch für Deutschland sind organisierte Reisen schwierig zu finden. "Sehen statt Hören"-Moderator Thomas Zander hat ein Angebot gefunden …

Stand: 27.08.2020

Eine Busreise im Juli nach Passau und Umgebung, sogar mit Dolmetscher, dieses Angebot fand Thomas Zander. Doch wie wird das funktionieren? Urlaub mit Maske und Abstand? Und wie geht es überhaupt den kleinen Reisebüros? Können sie überleben? Und können wir in Zukunft wieder mehr Reisen buchen? Gerade kleineren Unternehmen macht die coronabedingte Krise stark zu schaffen.

Seit März stand der Bus still

So auch Peter Scheifele. Er hat sich mit seinem Reisebus auf Gruppenreisen für Gehörlose spezialisiert. Seine Frau Cordula kümmert sich um Organisation und Kommunikation. Seit März stand der Bus still. Daher freuten sich die Scheifeles im Juli ganz besonders auf ihre erste Tour: für ein paar Tage nach Passau und ins Passauer Land. Natürlich unter strengen Sicherheitsauflagen, mit einem umfangreichen Hygienekonzept und mit nur zehn Gästen. "Sehen statt Hören"-Moderator Thomas Zander war dabei.

Anders aber komfortabel

Die Mitreisenden sind voll Vorfreude: Nach langen Wochen und Monaten immer nur daheim endlich wieder rauskommen und ein Stück Freiheit genießen. Viele der geplanten Reisen mussten abgesagt werden. Aber jetzt geht es wirklich los. Alle sind neugierig, wie es sich mit den Einschränkungen reisen lässt. Und es beginnt auch schon relativ komfortabel: Im Bus muss aufgrund der geringen Personenzahl während der Fahrt keine Maske getragen werden – der Abstand ist problemlos einzuhalten. Für die gehörlosen Reisenden haben die Scheifeles Gesichtsvisiere mit dem Aufdruck "Ich bin taub" herstellen lassen. Nicht ganz so einfach war der Weg bis zu dieser ersten Reise für den Omnibusunternehmer.

"[…]Es gab kein einheitliches Konzept. Bei den einen hieß es ja, man darf, bei anderen wieder nein. So darf der Bus in Rheinland Pfalz voll besetzt sein, in Bayern nicht, sondern nur zur Hälfte. Es war nicht klar, wonach wir uns richten sollten bei dem ganzen Hin und Her. Zudem gab es auch Probleme für die Hoteliers, es wurde nicht informiert, wie sie mit Reisegruppen zum Beispiel bei Mahlzeiten umzugehen haben. Inzwischen hat sich das eingespielt und wir haben eine klare Vorstellung bekommen."

Peter Scheifele, Omnibusunternehmer

Jetzt sind die Regeln klarer. Das Hygienekonzept regelt Desinfektion, Maskenpflicht und Abstand. Doch es mussten trotzdem Entscheidungen getroffen werden.

"Anfangs hatten wir überlegt, wie wir die Mundschutzpflicht auf unseren Reisen umsetzen sollten, da sie für Gehörlose die Kommunikation einschränkt. Dann kam die Idee auf, bei einem Mundschutz ein Plastikfenster mit einzunähen. Allerdings bekommt man beim Tragen das Gefühl, zu ersticken. So überlegten wir lange, bis eine Kollegin uns dieses Gesichtsvisier von einer Versicherungsgesellschaft mitbrachte. Und die Idee haben wir übernommen."

Cordula Scheifele, Arbeitsassistentin

Für die Reisenden gibt es einiges zu beachten, denn eigentlich alltägliche Abläufe wurden verändert – wie etwa das Essen in den Hotels: Bei Buffetbetrieb sind Einmalhandschuhe und Abstand angesagt. Ungewohnt, aber okay, wenn man dafür den Salat seiner Wahl auswählen darf. Auch sonst: Reisegewohnheiten müssen sich verändern – gerade wenn Gruppenreisen storniert werden, Fernreisen wegfallen und keiner weiß, wie sich die Situation am Urlaubsort entwickelt. Derzeit gelten für viele Länder Reisewarnungen. Wer trotzdem hinfährt, tut das auf eigenes Risiko.

Hoffnung in schwieriger Situation

Eine schwierige Situation bleibt für die Reiseveranstalter – auch für Julian Facchin mit seinem Reisebüro "Deaftravel" in München. Denn auch er musste kostenfrei Reisen stornieren, seine Angestellten in Kurzarbeit schicken.
Doch die Hoffnung ist da. Denn: Der erste Test mit der Busreise hat gut funktioniert, Reisende und Veranstalter sind erleichtert und zufrieden.


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