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Eine Schnapsidee Die verrückten Gin-Macher

Fabio del Tufo ist ein Visionär. Damian Breu ist ein genialer Verkäufer. Und Dominik Nimar ist ein kreativer Kopf. Was die drei verbindet? Eine echte Schnapsidee! Sie machen Gin. Einen ganz besonderen Gin.

Stand: 03.08.2021

Es begann mit einem alten Familienrezept, man suchte sich Partner und gründete eine Firma. Was sich so einfach anhört, war es aber nicht. Noch dazu, wenn man die Firma parallel als Nebenjob betreibt. Eine Erfolgsgeschichte, aber eine mit Höhen und Tiefen.

Ein gut behütetes Rezept

Das Rezept ist schon über 20 Jahre alt und stammt aus der Familie von Fabio del Tufo. Er ist zur Hälfte Italiener, zur Hälfte Franzose. Das Rezept kommt von der mütterlichen Seite, aus Frankreich. Ein Freund der Familie, namens Gillard, verkaufte auf dem jährlichen Altstadtfest an seinem Stand Käse- und Wurstplatten bei Jazzmusik. Und er bot dazu einen GinFizz an, der einzigartig schmeckte. Das Rezept wollte er aber nicht so einfach rausrücken. Dazu musste ihm Fabio jahrelang auf dem Altstadtfest helfen. Dann war es soweit: Er bekam das Rezept - nicht zu hochprozentig im Geschmack, nicht zu scharf, nicht zu zitronig, ausgewogen und harmonisch.

"Das Rezept habe ich schon vor langer Zeit bekommen. An eine Firmengründung dachte ich erst mal überhaupt nicht. Ich trank es überwiegend mit Freunden, in geselliger Runde. Später wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich kein Geschäft gründen will - aber ich winkte ab. Mit der Zeit sprachen mich immer mehr darauf an, und ich dachte: Warum eigentlich nicht?! Versuchen kann ich’s ja mal. Und so fing alles an."

Fabio del Tufo

Vom Rezept zur Firmengründung

Das Getränk an Freunde auszuschenken ist das eine. Eine Firma zu gründen etwas völlig anderes. Fabio behebt hauptberuflich Störungen in der Telekommunikation – das hat nicht viel mit der Produktion von Gin zu tun. Trotzdem: In Fabio wohnen seit jeher zwei Leidenschaften, einerseits liebt er die Technik, auf der anderen Seite hat er eine Vorliebe für Essen und Trinken.

"Der Ursprung liegt sicher bei meinem Vater. Er hat dreißig Jahre in einer Pizzeria gearbeitet. Von ihm habe ich wohl meine Leidenschaft für den Genuss geerbt. Ich habe eine Ausbildung zum Energieelektroniker gemacht, um dann bei der Telekom anzufangen, weil ich ein Faible für Technik habe. Ich mag einfach beides. Hauptberuflich arbeite ich also in der Telekommunikation und nebenbei wollte ich noch was mit Essen und Trinken machen… Jetzt ist nur was aus dem Getränk geworden."

Fabio del Tufo

Die Freunde fingen im Keller an zu produzieren, die ersten 100 Flaschen wurden noch per Hand abgefüllt. Nach einigem Hin und Her fanden die Drei dann aber mit "The Duke" bei München eine Firma, die das Abfüllen übernahm. 

Wie wird „GinGillard“ bekannt?

Der Freundeskreis kannte das besondere Rezept also bereits – und war begeistert. Aber wie erfährt das der Rest der Welt? Das Gin-Getränk muss in die Bars und Restaurants – und in die Regale der Geschäfte. Die Menschen einfach probieren lassen, ist aber auch ein guter Weg – und für all das ist Damian Breu zuständig. Er vermarktet das Produkt, besucht die Gastronomen, stellt sich aber auch in die Supermärkte, spricht Kundinnen und Kunden an und lässt sie nippen. Als gehörloser Mann ist das natürlich nicht ganz barrierefrei. Doch er springt immer wieder über seinen Schatten.

"Beim ersten Mal am Stand war ich sehr unsicher. Es fiel mir schwer, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen, sie anzulocken, Aber später dann, als ich sah, wie den Leuten beim Probieren die Augen aufgingen, da fing es an, mir Spaß zu machen. Ich sprach die Leute direkt an: Kommen sie, probieren sie!  Aber das erste Mal fiel mir schwer und ich hockte unsicher am Stand."

Damian Breu

Das Design

Doch so ein neues Produkt muss auch schon im Regal auffallen, ohne Probier-Stand im Gang davor. Dass das Design bei "GinGillard" stimmt, dafür ist Dominik Nimar zuständig. Er ist der künstlerisch-kreative Kopf der Dreier-Gruppe, hat Mediengestalter gelernt und arbeitet hauptberuflich bei einer großen Werbeagentur. Sein Können hat er auch beim Etikett des Gins ausgespielt. Auch wenn er dabei an einiges denken musste.

"Ein Problem war auch, dass sich das Fruchtfleisch am Boden absetzt und unter dem Etikett nicht mehr zu sehen war. Erst wenn man die Flasche umdreht, steigt es wieder nach oben. Deshalb haben wir die Info in den Spruch verpackt: Shake it - Pop it - Feel it, Also: schüttle sie – öffne sie - genieße sie."

Dominik Nimar

Noch kein Gewinn

Aber lohnt sich das Ganze denn? Die drei Freunde wussten, dass sie zunächst in ihr Produkt investieren müssen. Alles, was sie mit dem Gin-Getränk verdienten, wurde sofort reinvestiert – einfach schon um wachsen zu können. Diese Hürde wurde genommen, das Geschäft trägt sich selbst. Doch verdient haben die Gin-Macher bis heute noch nichts damit. 

"Wir hatten immer kleine Umsätze, aber hohe Kosten. Und es war immer ein Kampf gegen die Zeit, gegen das Geld. Und wir hatten mehrmals die Momente, wo wir kurz vor dem Ruin standen und mal gar nichts verkauft hatten. Dann gab es Momente, wo wir viel verkauft haben. Es war immer ein Auf und Ab."

Damian Breu

Ideen und Zukunftsträume

Aufgegeben haben sie nie. Denn: Die Drei sind überzeugt von ihrem Produkt. Und werden immer erfolgreicher. Und Fabio hat auch noch Zukunftsträume.

"Mein großer Wunsch ist, eine inklusive Firma aufzubauen. Üblicherweise müssen mindestens fünf Prozent der Beschäftigten einer Firma Menschen mit Behinderung sein, ansonsten ist eine Art Strafe fällig. Meine Idee ist, das Ganze umzukehren und mehr hörgeschädigte Mitarbeiter als Hörende zu haben. Das wäre schön."

Fabio del Tufo

Mit der aktuellen Firma sind sie diesbezüglich schon auf dem richtigen Weg. Und auch für den "GinGillard" an sich gibt es immer neue Ideen. Derzeit entwerfen beispielsweise Künstler ganz besondere Verpackungs-Boxen. Die Einfälle geht den Gin-Machern nie aus. Und der Mut auch nicht.  


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