BR Fernsehen - Sehen statt Hören


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Organspende Leben retten!

Entweder du wirst sterben oder eine Transplantation rettet dein Leben. - Diese Diagnose kann jeden treffen, jederzeit. Milla ist knapp zwei, als bei ihr schweres Nierenversagen festgestellt wird. Bald ist klar: sie benötigt eine Spenderniere. Bei Medina ist es die Lunge. Sie ist vor vier Jahren zum zweitenmal transplantiert worden, ihr Körper hat die erste Lunge abgestoßen. Sehen statt Hören-Moderatorin Anke Klingemann besucht die beiden und klärt auch viele wichtige Fragen zur Organspende im Gespräch mit einem Experten im Transplantationszentrum der LMU München.

Von: Elke Marquart

Stand: 23.10.2020

Die 7-jährige Milla desinfiziert ihre Hände häufig, denn sie weiß: Ein bakterieller Infekt kann ihr bedrohlich werden. Sie hat schon viel hinter sich.

Als sie eineinhalb Jahre alt ist, versagen ihre Nieren. Jahrelang hängt ihr junges Leben an der täglichen Dialyse. Mit fünf Jahren dann kommt die für das kleine Mädchen rettende Nachricht: Eine passende Spenderniere ist gefunden.

Auch Medinas Leben konnte gerettet werden.

Nach der Transplantation muss Medina beatmet werden, bekommmt Nahrung nur über eine Magensonde. Nach langer Zeit im Krankenhaus ist ihr großer Wunsch mit dem Rollstuhl nach draußen an die Sonne geschoben zu werden - denn auch laufen muss sie erst langsam wieder lernen.

Doch Medinas Körper stößt die Spenderlunge ab, sie kommt erneut auf die Transplantationsliste. Ein großer Schock für Medina. Doch die zweite Transplantation ist erfolgreich, Medina will diese zweite Chance nutzen und ihr Leben achtsam genießen.

Organspendeausweis in Deutschland

In Deutschland muss jeder und jede explizit einer Organentnahme nach dem Tod zu Lebzeiten zugestimmt haben. Der Organspendeausweis sollte im Geldbeutel stecken und Auskunft geben, mit was man im Fall der Fälle einverstanden wäre.
Die Organe dürfen nur nach dem Hirntod eines Patienten entnommen werden: Zwei Experten auf diesem Gebiet müssen dann unabhängig voneinander zweimal diesen Tod feststellen. Und diese Todesfeststellung lässt keinen Zweifel daran, dass derjenige verstorben ist.

Letztes Jahr spendeten in Deutschland rund 900 verstorbene Menschen ihre Organe. Doch gleichzeitig warten mehr als 9000 Patienten auf eine Organtransplantation.

"In allen anderen Ländern um uns herum gibt es die Widerspruchslösung. Das heißt: Man geht zunächst einmal davon aus, dass derjenige zustimmen würde. Es sei denn, die Angehörigen widersprechen explizit, ansonsten wird die Organspende durchgeführt. Am Ende des Tages glaube ich, dass die Menschen bei uns im Land genauso spenderwillig sind, wie in den anderen Ländern auch. Es sind strukturelle Geschichten, die das verhindern."

Prof. Bruno Meiser, Transplantationszentrum München-Großhadern

"Bei der Niere, die meine Tochter bekommen hat, weiß ich, dass sie von einer weiblichen Person stammt, von einer Frau, die verstorben ist und für meine Tochter gespendet hat. Ich fühle eine starke Verbundenheit zu diesem Menschen. Ich trauere um sie und fühle mit ihrer Familie. Ich stelle mir häufig vor, wie es ihnen wohl ergehen muss. Ich hoffe, dass es der Familie gut geht. Gleichzeitig bin ich unendlich dankbar und empfinde großen Respekt für sie und eine tiefe Dankbarkeit. Und eine nie enden wollende Dankbarkeit fühle ich für die Frau, die das Organ nach ihrem Tod gespendet hat."

Nadine, Mutter von Milla


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