Hand Stimme Herz Shut up and Sign*Speak
Nach zwei Jahren nahezu ohne Tauber Kunst und Kultur gab es gerade in Berlin ein außergewöhnliches Festival mit und in Gebärdensprache mit Performances von Tauben und Hörenden. Sehen statt Hören war schon bei der Generalprobe von „SHUT UP AND SIGN*SPEAK“ dabei.
Schon ein paar Mal hat die Queere Community diese besondere Veranstaltung auf die Beine gestellt. Das Besondere dabei: Jede auftretende Gruppe besteht aus Tauben und hörenden Menschen. Für die Beteiligten ist SHUT UP AND SIGN*SPEAK von großer Bedeutung.
SHUT UP AND SIGN*SPEAK …
... wird vom Förderprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa finanziell unterstützt. Im Hintergrund planen viele Menschen die Veranstaltung. Schauen wir uns die einzelnen Personen mal an und gehen ins Gespräch.
Vielfalt wird großgeschrieben
Die Protagonisten hier sind denkbar vielfältig – und dennoch passen sie sehr gut zueinander. Genau das ist das Credo der Veranstaltung. Nur zwei Beispiele:
Meyad und Faridah stehen gemeinsam auf der Bühne – und haben sich das Thema Lächeln („Smile“) ausgesucht. Meyad kommt aus Palästina, ist Musilima, ihre Muttersprache ist arabisch und sie spricht zudem die israelische Gebärdensprache. Faridah kommt aus dem englischsprachigen Raum. So wurde der gemeinsame Text auf Englisch verfasst, dann ins Arabische übertragen – und schließlich eine DGS-Fassung daraus erstellt. Eine langwierige Angelegenheit, die sich aber sehr gelohnt hat.
Auch Eyk und Mazyar treten gemeinsam auf. Eyk ist Taub, Mazyar ist hörend. Eyk ist Deutscher, Mazyar kommt aus dem Iran – also aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Und dennoch sind die beiden nicht so verschieden wie sie selbst geglaubt haben.
Ein besonderer Fokus liegt bei SHUT UP AND SIGN*SPEAK auf BIPOC und Queer – und das hat laut Künstlerischen Leitung Swantje auch gute Gründe. Denn es sind genau diese Gruppen, die im Alltag ständig auf Barrieren und Verständnislosigkeit stoßen. Das macht sie verletzlich. Deshalb sollen sie im Rahmen des Festivals geschützt über sich auf einer Bühne erzählen können.
Eine Bühne für alle
So wie das Programm und die Protagonist*innen ist natürlich auch das Veranstaltungsteam vielfältig und divers: Hörend, Taub, Queer, Heterosexuell, Weiß, Schwarz, Deutsch, International, manche privilegiert, manchmal audistisch - genau wie das Leben eben. Sie bereiten eine Bühne für alle, auf der Personen mit verschiedener Intersektionalität und Hintergründen auftreten und ihre Geschichten erzählen können. Egal ob politisch oder sehr persönlich. So soll das Festival sein und noch immer mehr werden.
"Wir leben alle in dieser Gesellschaft, sollten einander nicht ignorieren und diskriminieren. Diskriminierungen passieren manchmal, aber sich hier seines eigenen Privilegs bewusst zu werden, sich zu reflektieren und für Zusammenhalt einzutreten, das ist etwas, wozu diese Veranstaltung gerne beitragen möchte. Das wäre mein Wunsch."
Swantje, künstlerische Leitung
Ein paar Begriffe …
Unter hörenden Menschen werden die folgenden Begriffe schon selbstverständlich verwendet – doch bisher gab es keine Gebärden dafür. Vermeintlich. Denn: Die gibt es sehr wohl! Wir haben sie gesammelt und wollen sie zeigen und erklären.